erst einmal danke für die tollen Texte, da mir schon einiges weitergeholfen. Also ich stell mich am besten erstmal vor: 23, männlich, habe seit Februar eigene Wohnung in der Großstadt. Meine Antriebsstörung begleitet mich schon eine ganze Zeit lang.
Bis ich 16 war, habe ich einfach nur in den Tag hineingelebt und nie etwas für die Schule gemacht. Das ist dann darin gegipfelt, dass ich mit 16 von der Realschule geflogen bin. Daraufhin habe ich Pläne geschmiedet, wie ich die verlorenen Schuljahre wieder aufhole und auch in Hinblick auf Fitness, etc. Im Nachhinein muss ich sagen war es ein typisches Beispiel von "zu viel vornehmen". Es kam also wie es kommen musste und ich machte immer noch gar nichts (morgen fang ich an), nur mit dem Unterschied, dass ich mich jetzt zusätzlich noch schlecht fühlte deswegen.
Irgendwann mit 19 habe ich dann doch irgendwie noch die mittlere Reife geschafft, ohne aber wirklich das Grundproblem "Antriebsstörung" wirklich angegangen zu sein. Ich muss auch sagen, dass ich mich damals gar nicht wirklich darüber gefreut habe, die Prüfung doch noch geschafft zu haben - "Pfff mit 19 mittlere Reife, während andere das mit 16 machen". Ich erwähne das nur, da ich zwar weiß wie negativ der Gedanke ist, er mir aber trotzdem hin und wieder kommt und mich dämpft: Das egal wie sehr ich mich anstrenge, ich durch die "verlorenen Jahre" ja sowieso schon soweit hinten bin und alle anderen das schon längst erreicht haben.
Richtig schlimm wurde es aber erst danach. Ich bin damals mit 20 ausgezogen, 150 Km weit weg von zuhause um eine Fachoberschule zu besuchen, habe mich überhaupt nicht eingelebt und stattdessen das Saufen angefangen. Zur Schule bin ich nur noch selten gegangen und meine Wohnung sah aus, als würden mehrere Junkies darin hausen. Nur eine Matratze und rundum alles voller leerer Flaschen, dreckigem Geschirr, Müll und Dreck. Bis auf Einkaufen habe ich gar nichts mehr geschafft. Nach einem halben Jahr war dann Ende.
Bin wieder zurück zu meinen Eltern und habe erst einmal 1 1/2 Jahre gar nichts mehr gemacht. (kein großer Unterschied zu davor) Ich war immer ganz froh als ich mal wieder Schlafen konnte und der Tag endlich rum war. Hinzu kamen auch immer mehr andere Probleme, die mich einfach nur noch resignieren gelassen haben.
Durch Zufall bin ich dann letztes Jahr an einen Platz an einer Berufsfachschule gekommen und ich bin eigentlich recht zufrieden mit der Ausbildung. Auch meine größeren Probleme konnte ich alle irgendwie lösen. Aber die Antriebsstörung ist nach wie vor da. Lernen tue ich so gut wie gar nicht (was auch die Noten immer mehr in den Keller gehen lässt), meine neue Wohnung ist immer noch ziemlich dreckig, jedoch schaffe ich es sie zumindest "bewohnbar" zu halten. Abgesehen davon kann ich mich außerhalb davon zu fast nichts aufraffen. In der Freizeit liege ich meistens im Bett und mache "irgendetwas" am PC ohne das es irgendwie Spaß machen würde, es ist einfach pures "Zeit totschlagen".
Ich dachte mir ich berichte einfach mal davon, weil ich glaube das dieser Lebensweg mir jegliche Motivation und Antrieb geraubt hat. Es waren einfach krass viele Misserfolge, viel Zeit mit Nichtstun und wenn man sich 1000 Mal einreden versucht, dass man "morgen anfängt", glaubt man sich das irgendwann nicht mal mehr selbst.
Vor zwei Tagen habe ich jetzt angefangen mir kleine Aufgaben zu setzen und mich anschließend zu belohnen (fällt mir leider recht schwer, weil es wenig gibt was mir wirklich Spaß macht) und fühl mich dabei so gut wie schon lange nicht mehr. Auch einen Feierabend um 19 Uhr habe ich festgelegt, was mir u.a. auch hilft die Aufgaben wirklich zu erledigen.
Ich würde hier dann gerne in Zukunft berichten, wie sich das bei mir entwickelt, auch zur eigenen Motivaiton.
ganz herzlich Willkommen hier in unserer kleinen Ecke des Internets - schön, dass du hergefunden hast, und jetzt dranbleiben willst! Ich hoffe, du hast dabei den Erfolg, den du dir wünschst!
Es freut mich sehr zu hören, dass du sagst, dass du dich mit dem Programm aus kleinen Aufgaben und Sofortbelohnungen so gut fühlst, wie schon lange nicht mehr. Das lässt hoffen, dass es deutliche änderbare Anteile an deiner recht depressiv klingenden Grundstimmung gibt ("mir macht nichts wirklich Spaß" = Hinweis auf evtl. Depressionen). Das würde bedeuten, dass es dir schon bald deutlich besser gehen müsste als jetzt, wenn du gut auf deine Basisversorgung zu achten beginnst. Sollte das nicht der Fall sein, obwohl du auf deine Nährstoffversorgung etc zu achten begonnen hast, dann würde ich dir empfehlen, mal einen Neurologen aufsuchen. Deine Gedankenwelt ist momentan vermutlich stark negativ eingefärbt, durch eine hohe Menge "runterziehender" Hormone, mit denen dein Gehirn geflutet ist (das schließe ich basierend auf dem, was du mir von deinem Leben beschreibst). Darum erwähne ich den Semmelweis-Reflex so häufig: Man kann zwar nur mit dem eigenen Gehirn denken, und das erlaubt dir momentan nicht, in andere Richtungen zu denken als "negativ", aber du kannst trotzdem noch rational/logisch denken und somit verstehen, dass sich dein Gehirn gerade in diesem für dich ungünstigen Zustand befindet, und dass die von dir empfundene, extreme Wahrnehmung deshalb mit hoher mathematischer Wahrscheinlichkeit nicht der Realität entspricht. Als würde man alles nur durch ein Tuch betrachten, das alles dunkel einfärbt - doch das Tuch überzieht nicht alle Dinge um dich herum, sondern nur deinen Kopf.
Man kann leider vorher nicht sagen, wieviel depressive Grundhaltung man sich selbst durch sein Verhalten "angezüchtet" hat. Wie beim Huhn und beim Ei: War da zum Beispiel zuerst eine nicht verhaltensbedingte Störung in der Melatoninproduktion, die immer müde gemacht hat, oder war da zuerst das Bedürfnis, sich vor der Welt zu verkriechen und sich die Decke über den Kopf zu ziehen - wodurch die Melatoninproduktion durcheinander geriet? Keine Ahnung. Ist aber im Moment auch gar nicht wichtig. Sicher ist: Antriebslosigkeit - egal wodurch sie bedingt wird - macht immer noch antriebsloser. Ohne Bewegung, ohne Sonnenlicht und ohne lebenswichtige Nährstoffe schaltet der Körper zwangsläufig auf Sparflamme - aber daran kann man etwas ändern. Wieviel Antrieb du durch eine verbesserte Basisversorgung wiederherstellen kannst, kann natürlich vorher keiner sagen, solange du es nicht versucht hast. Wenn du Schwierigkeiten damit hast, dich selbst zu belohnen, lege ich dir unser Ankreuzspiel ans Herz. Die damit geförderten Handlungen sind extra so konzipiert, dass durch sie bereits die verhaltensbedingten Anteile deiner Antriebslosigkeit positiv beeinflusst werden - Vitamin-D- und andere Nährstoffmängel, sowie verhaltensbedingtes Hormonchaos werden dadurch gemildert, indem man einfach nur ein paar Tage lang den ersten Teil - "Elementare Bedürfnisse" - durchgeht (und das ist wirklich sehr wenig Aufwand). Das Ankreuzen selbst hat für viele bereits eine Belohnungswirkung, man behält leichter den Überblick für den Tag, bekommt ein besseres Gefühl dafür, wie nah oder fern man der "Normalität", die für die meisten Leute gilt, im Moment eigentlich ist, und wo man ansetzen könnte, um sich mehr Normalität in sein Leben hineinzuholen. //selbstbestimmtleben.forumprofi.de/topic.php?topic=176
"Es waren einfach krass viele Misserfolge" Ich nehme einmal an, dass du schon einiges hier gelesen hast. Misserfolge zerstören das Selbstvertrauen ("ich schaffe das sowieso nicht") und das Selbstwertgefühl ("es lohnt sich sowieso nicht für mich, das zu tun"). Darum formulieren wir alles bewusst so, dass es möglichst keine Misserfolge mehr gibt. Das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl sollen gestärkt werden, bis man sich (wieder oder zum ersten Mal) komplexere Aufgabenstellungen zutraut. Ich bin mir sicher, wenn du dich jetzt in den nächsten Tagen vor allem gut um deine "Basisversorgung" kümmerst, und mit Aufgaben beginnst, bei denen der Erfolg quasi garantiert ist (Bett machen usw, wie im großen Guide im Kapitel "Tag 2-14 - Mikroaufgaben" beschrieben), wird sich dein Antrieb schon sehr bald spürbar verbessern!
Man muss ausprobieren. Vom nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts.
Du bist noch sehr jung - gut, daß Du schon hier bist!
Ich sehe da verschiedene "Baustellen":
1. Das Problem, deinen Tag und Haushalt zu strukturieren. 2. Das Problem zu lernen. 3. Dein mangelndes Selbstwertgefühl, das sich nicht nur aus Deiner aktuellen SItuation (Wohnung, Ausbildung) speist, sondern auch aus Deiner Vergangenheit.
Und ja, die gehören alle zusammen. Vielleicht sind alle ein Resultat deiner Anstriebsstörung. Vielleicht aber auch nicht, vielleicht hast du vor allem ein Problem mit dem Lernen, das dich erst in das mangelnde Selbstwertgefühl und damit die Abstriebsstörung geführt hat? Vielleicht ist es daher sinnvoll, diese Dinge ein wenig unabhängig voneinander zu betrachten und daran zu arbeiten.
Das Problem zu lernen - woran liegt es? Hast du jemals (in unteren Schuljahren) wirklich gelernt? Hat es dich der Schulunterricht nicht interessiert? Interessiert es dich jetzt nicht? Kannst du dich nicht konzentrieren? Weißt du nicht, wie man beginnt? Weißt du, welche Faktoren dir dabei helfen, gut lernen zu können?
Ich habe oben geschrieben, daß du noch sehr jung bist. Ich bin auch <30, wir sind hier, glaube ich, in einer Minderheit. Es ist schwierig, jung zu sein und über alles entscheiden zu können und zu müssen. Es ist aber auch gut, weil du noch nicht so viele Abzweigungen verpaßt hast wie du glaubst!
Wichtig finde ich insbesondere für Dich, an Deinem mangelnden Selbstwertgefühl zu arbeiten. Einmal natürlich, indem du Abmachungen mit Dir triffst und auch erfüllst und somit "Vertrauen" in Dich selbst aufbaust. Aber auch, in dem Du versuchst, herauszufinden, wer du eigentlich bist und was Dir Spaß macht - wofür es sich für Dich zu leben lohnt und womit du dem Leben etwas "zurückgeben" kannst durch Kreativität und Flow. Du hast das Recht, und auch die Pflicht finde ich, dich selbst zu feiern. Selbst an Deinen schlechten Tagen "darfst" du Dich mögen. Ich persönlich finde sogar, daß ich es dem Leben schuldig bin, so über mich selbst zu denken, weil ich nur auf diese Art dem Leben gerecht werde. Weißt du, ich habe zwei kleine Kinder. Ich möchte, daß sie ganz genauso an das Leben herangehen, denn dafür habe ich sie in die Welt gebracht. Das heißt nicht, daß man immer gut drauf sein muß, im Gegenteil. Es heißt, das Leben vollständig zu erleben mit Höhen und Tiefen, sich nicht zu verkriechen, sich seinen Abgründen zu stellen, aber eben auch sich selbst zu feiern zu können für den Menschen, der man ist.
Private Antriebsstörung: Der PC ist ein echter Antriebskiller, weil Internet, Spiele & Co viel mehr kleine "Erfolgserlebnisse" bringen können als das reale Leben. Deshalb ist es schwer, davon loszukommen. Da drin gibts die kleinen Belohnungen (Informationsschnipsel, die man nicht kannte, Level geschafft, Nachrichten von Freunden etc.), die man sich in der wirklichen Welt viel mühsamer erarbeiten muß. Es ist schwierig, da rauszukommen. Vielleicht kannst du mit dir selbst vereinbaren, daß du die erste Hälfte des Abends der Maschine fernbleibst? Es wird zu Langeweile führen, die du manchmal aushalten mußt, aber vielleicht auch automatisch dazu, daß du ein paar Handgriffe im Haushalt erledigst, Telefonate führst, lernst, Sport machen gehst und alles, was nicht antriebsgestörte Leute eben abends tun.
Voll gut, daß du da bist! Begreife das hier als anregendes Umfeld, nicht als Kontrolle, der Du Rechenschaft ablegen mußt. Das wollen wir gar nicht sein. Es geht darum, daß du selbst die Kontrolle übernimmst, das Tagebuch kann dabei helfen.
Herzlich Willkommen, lieber Montechristo! Ich freue mich, dass du hier bist und auch schon etwas gefunden hast für dich. Die anderen Beiden, haben dir ja schon gangbare Wege aufgezeigt. Alles Gute!
Liebe Grüße von Polly,
die meint: Getan, ist besser als perfekt!
Nichts verändert sich, bis man sich selbst verändert. Dann plötzlich verändert sich ALLES.
schön, dass du hergefunden hast. Es gibt mehr gebrochene Lebensläufe als du vielleicht denkst und die auch nicht erst seit unserer/deiner Generation. Nur ein kleines Beispiel aus meinem Bekanntenkreis, der zu großen Teilen aus Langzeitstudis besteht: Eine Freundin von mir hat, nachdem sie ein Studium abgebrochen, ein Fernstudium auch abgebrochen hat mit über dreißig eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und noch eine Bachelor draufgesetzt. Jetzt hat sie nen Job, der ihr Spaß macht und bewirbt sich auf Stellen, für die der Bachelor sie qualifiziert. Eine andere Bekannte meinte zu der Krankenschwesternausbildung "das hätte sie schon früher haben können." Der Kommentar zielte also auch in Richtung verschwendete Lebenszeit. Aber nein, das ging eben damals nicht, da sie sich das damals nich hätte vorstellen können.
Also mit dem Thema "Depression" habe ich mich auch schon auseinander gesetzt. Wobei ich glaube, dass mein Text mich auch negativer erscheinen lässt, als ich eigentlich bin. So generell gibt es schon Sachen, die mich erfreuen. Ich gehe gerne mit Freunden weg, gehe gerne mal in die Therme, (Berg-)wandern Angeln usw. Aber mir fehlt ein bisschen die Passion für etwas. Ich kenne viele Menschen, die total in etwas aufgehen, sei es ein Musikinstrument, Sport, die Natur oder auch einfach nur am Computer spielen. So etwas habe ich halt gar nicht (mehr). Mir hat allerdings auch die letzten Jahre der Antrieb gefehlt Neues auszuprobieren bzw. länger als ein paar zu verfolgen, liegt also vielleicht auch daran.
Und auf die MIkroaufgaben bezogen fällt es mir auch schwer mir "kleine Belohnungen" auszudenken, die mir wirklich einen Anreiz geben. Tee trinken, etwas besonders gutes essen (wobei das Kochen für mich auch eher eine Aufgabe darstellt), mal eine Runde an der Konsole spielen (was ich vorher schon ewig nicht mehr gemacht habe), mal kurz TV sehen, mal eine rauchen (was eher kontraproduktiv ist, da ich damit aufhören möchte), alles schön und gut, aber so richtig, richtig motivierend ist das nicht. Wobei ich mich nach dem Erledigen der Mikroaufgaben schon von selbst immer ziemlich gut (und stolz) fühle: "Wieder etwas geschafft".
Also ja vielleicht habe ich eine Depression, aber für den Psychologengang fühle ich mich noch nicht wirklich bereit. Ich bin auch meistens recht gut drauf und schaue eher optimistisch in die Zukunft.
Beim Thema "Mikroaufgaben" habe ich ein kleines Problem bekommen. Abgesehen davon, dass ich mit mir vereinbart hatte den Sonntag als Ruhetag zu nutzen an dem ich keine Aufgaben (bis auf sehr positive, wie ein Waldspaziergang mit den Hunden) erledige, ist mir gestern schon aufgefallen, dass ich bis Dienstag eine Präsentation (in Englisch) für die Schule fertigstellen muss. Ich bin dann gestern mit der Mikroaufgaben-Taktik rangegangen: Erst das Recherchieren, dann das, dann den Text der Folie, dann ein paar Bilder,... Dazwischen immer wieder Pause gemacht und belohnt und vor allem ohne jeglichen Druck. Aber bis zum Feierabend (an den ich mich strengstens halte) fertig geworden bin ich nicht. Also musste ich heute wieder ran und schon wieder bin ich nicht ganz fertig geworden. Also muss es morgen fertig werden. Also eigentlich bin ich genau in der Situation, die man nicht haben will, wenn ich die Selbsthilfetexte richtig verstanden habe. Aber ich meine: Die Lehrerin wird sich nicht darauf einlassen die Präsentation zu verschieben. (nachdem ich beim letzten Termin schon blau gemacht habe) Also was soll ich machen? Vor dem Plan meinen Antrieb zu steigern, wäre ich am Dienstag auch einfach ohne Präsentation hin, gesagt das ich nichts habe, hätte eine 6 kassiert und mich damit getröstet, dass man es ja beim nächsten Mal besser machen kann. Aber das ist für den Antrieb sicher noch schlimmer.
@meise Also ich glaube der Grund warum ich nichts für die Schule gemacht habe ist einfach der warum ich auch nichts anderes gemacht habe: Eine Antriebsstörung. Wie gesagt mir macht der Stoff sogar relativ viel Spaß, ich bin mir auch sicher, dass ich damit im Leben etwas anfangen kann. Aber sich hinzusetzen und dafür zu lernen ist trotzdem schwierig. Dieses obengenannte Referat ist das erste Mal seit Jahren(!), dass ich mal wieder zuhause etwas für die Schule tu.
Also mein PC-Konsum ist ziemlich hoch, habe auch mal nachdem mein altes Notebook kaputt gegangen ist, ganz bewusst für ein paar Wochen darauf verzichtet einen neuen zu kaufen. Führt aber nur dazu das ich Löcher in die Wände starre. 1-3h am Tag bin ich wirklich gerne am PC und in der Zeit habe ich auch dort halbwegs etwas zu tun, aber alles was darüber hinaus geht ist wirklich pures Zeittotschlagen. Ich bin mir sicher, sobald ich den Alltag mit anderen Tätigkeiten fülle, bin ich auch automatisch weniger am PC. (Geht mir jetzt mit den Mikroaufgaben schon so)
@Janne An den meisten Tagen sehe ich den "gebrochenen" Lebenslauf ziemlich gelassen. Ich habe vieles ausprobiert und weiß inzwischen halbwegs was ich mal machen will. Und generell sollte man das Leben ja nicht als Wettkampf mit Anderen sehen. Aber es fällt mir doch hin und wieder schwer keine negativen Gedanken zu entwickeln, wenn ich Leute sehe die in meinem Alter sind und inzwischen fast fertig studiert haben. Während ich noch nicht einmal das Abitur habe.
Voll gut, dass du die Praesentation in Angrff genommen hast! Du schreibst, dass du ohne eine Praesentation ein Problem hast. Das ist klar. Aber du hast ja schon mit der Praesentation angefangen und du wirst auch noch weiter daran arbeiten. Vielleicht wird sie innerhalb der Zeit, die du noch hast, nicht perfekt, vielleicht auch nicht gut, aber du wirst sie so oder so halten koennen. Mein Vorschlag ist: Beginne mit einem Grundgeruest, das du langsam befuellst. Struktur ausdenken, jede Folie schonmal anlegen. Dann fuellst du jede Folie sehr grob mit Inhalt, nur ein paar Stichpunkte, wenn moeglich ohne grosse Recherche, damit klar wird, was dort hinein gehoert. Ein naechster Schritt koennte sein, vor deinem Hund diese Praesentation zu halten. Mit allen Wissensluecken, die du hast. Ich weiss, es fuehlt sich absurd an, aber so merkst du am ehesten, wo du ueberhaupt nicht weiter weisst und welche Fragen genau du beantworten musst und kannst zielgerichtet recherchieren. Du hast sozusagen eine Liste entwickelt, die du (zuegig) abarbeiten kannst. Ausserdem uebst du damit schonmal das Reden darueber. Das ist besonders wichtig, wenn du sie auf Englisch haeltst, damit du die noetigen Ausdruecke auf der Zunge bereitliegen hast. Vielleicht nimmst du dir einfach als Ziel vor, die Praesentation im Englischunterricht zu halten, und belohnst dich dafuer, dass du es ueberhaupt getan hast, unabhaengig von der Note? Denn, mal im ernst: Das waere, wie du schon schreibst, eine enorme Verbesserung der Situation im Vergleich zu davor (gar nicht zu erscheinen).
Den Feierabend ernst zu nehmen, finde ich wichtig. Falls du allerdings das Gefuehl hast, dass du noch weiterarbeiten moechtest, weil es dir Spass macht, die raesentation noch weiter zu verbesser (d.h. nicht angstgestrieben!), dann faende ich es legitim, auch nach deinem eigentlichen Feierabend noch weiter zu machen. Solang du es nicht uebertreibst und immer wieder schaust, ob du Pausen und wann du dann tatsaechlich deinen Feierabend brauchst. Allerdings nicht erst dann, wenn du voellig muede und erschoepft bist, sonst speichert sich in deinem Kopf ab: „Ich habe bis zur voelligen Erschoepfung gearbeitet und trotzdem keine gute Note gekriegt! Es lohnt sich gar nicht, ueberhaupt zu arbeiten!“.
Wenn dir die ganze Sache Angst macht, hilft vielleicht positive Affirmation. Das ist auch so eine „klingt absurd“-Anlegenheit, aber mir hilft es. Ich stelle mir bildlich vor und schreibe auf, wie ich das Ding erfolgreich hinter mich bringe. Ich schreibe dann zum Beispiel: „Ich freue mich darauf, diese Praesentation zu halten. Ich kann den anderen in der Klasse von dem spannenden Thema berichten und mich in einer Diskussion darueber austauschen. Ich habe eine Praesentation erarbeitet, die den roten Faden erkennen laesst und die wichtigsten Fragestellungen bearbeitet. Ich spreche deutlich und selbstsicher und lasse mich durch Zwischenfragen nicht aus dem Konzept bringen. Ich bin stolz auf mich, dass ich das durchziehe und strahle das auch aus. (...) Abends gehe ich zur Feier des Tages ins Kino.“
danke für dein Feedback, das hilft mir jetzt auch wieder, das zu relativieren.
"Also ja vielleicht habe ich eine Depression, aber für den Psychologengang fühle ich mich noch nicht wirklich bereit. Ich bin auch meistens recht gut drauf und schaue eher optimistisch in die Zukunft." Depressionen sind erstmal nur ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn. Ein Teil dieses Ungleichgewichts ist häufig durch "falsches" Verhalten entstanden: nicht mehr rausgehen, schlecht ernähren, gestörter Schlafrhythmus. Wenn man diesen verhaltensbedingten Anteil in Ordnung gebracht hat, und immer noch starke Probleme hat, dann hilft nur der Gang zum Neurologen (nicht zum Psychologen). Der Neurologe stellt dann eine Diagnose und verschreibt nötigenfalls Medikamente, die dieses chemische Ungleichgewicht beheben sollen. Man versucht ja auch nicht, Magnesiummangel durch Gespräche über die Kindheit wegzutherapieren, sondern man gibt demjenigen Magnesium. Antidepressiva basieren auf dem gleichen Prinzip. Falls auch die nichts helfen würden, müssten weitere Ursachen abgeklopft werden. Den meisten Menschen hilft es aber bereits merklich, ihr Verhalten so zu ändern, dass Schlaf, Ernährung und fehlende Bewegung aufhören, das chemische Gleichgewicht nachteilig zu beeinflussen. Wir können diese Maßnahmen auch ohne Diagnose empfehlen, weil sie jedem nutzen, und keinem schaden können. Jeder Arzt stimmt uns sofort zu, dass gesunde Ernährung, leichte Bewegung und täglich ein bisschen Sonnenlicht gut für jeden sind, egal, ob er krank ist oder nicht. Das nur zur Erklärung, da hier offenbar ein Missverständnis vorlag.
Zu der Präsentation: Auch wenn sich das jetzt komisch anhört, aber das sind zwei verschiedene Probleme. Die "Antriebsreprogrammierung" hilft dir nicht bei deiner jetzigen Präsentation, jedenfalls nicht so, wie du dir das jetzt wünschst, sondern sie hilft dir bei allen zukünftigen Präsentationen.
Fast jeder, der hierher kommt, möchte gerne ganz viele Dinge auf einmal verändern bzw in den Griff kriegen. Zum Beispiel melden sich Leute und sagen: "Meine Bude ist bis fast zur Decke voll mit Müll, und nächsten Freitag kommt mein Vermieter - wie bekomm ich das bis dahin weg?" Logische Antwort: gar nicht, außer du beutest dich selbst dafür aus, dann vielleicht. Das hier ist nicht die schnellste oder effektivste Methode, seinen Müll zu beseitigen. Dafür kostet sie kein Geld, weder dafür, dass man sie lesen darf, noch dafür, dass man einen Container oder eine Firma bestellt, und sie sorgt dafür, dass der Müll nicht irgendwann wiederkommt (vor dem Problem stehen nämlich viele, wenn sie einen Entrümpelungsdienst kommen lassen. Der beseitigt den Müll, aber nicht die Ursache, warum der Betroffene überhaupt im Müll versunken ist, und solange die Ursache fortbesteht, geht bei vielen kurz nach der Intervention von außen alles wieder von vorne los).
Die Antriebsreprogrammierung hat also nicht "weniger Müll" zum Ziel, sondern "mehr Antrieb". Ebenso wenig hat sie "meine Präsentation bis Dienstag fertigstellen" zum Ziel, sondern "in Zukunft jeden Tag ein bisschen lernen und meine Aufgaben rechtzeitig anfangen, damit ich eben nicht mehr sonntags oder montags stundenlang da sitzen und das irgendwie hinbiegen muss". Niemand kann machen, dass du diese Präsentation rechtzeitig fertigstellst, ohne dich dafür selbst auszubeuten, wenn der Moment, an dem du rechtzeitig begonnen hättest, bereits in der Vergangenheit lag, bevor du hierher gekommen bist. Also...es hilft nichts. Entweder jetzt zum letzten Mal die Konsequenzen dafür in Kauf nehmen, dass du nicht rechtzeitig angefangen hast, oder zum letzten Mal ranklotzen müssen, so leid mir das tut. Meine Empfehlung wäre, den Fokus heute nur auf die Präsentation zu richten, und mit Mikrovereinbarungen dranzugehen - und dir dafür einen "Überstundenausgleich" an anderer Stelle zu gewähren. Das kann mehr Freizeit sein, oder eine besondere dingliche Belohnung.
"Aber sich hinzusetzen und dafür zu lernen ist trotzdem schwierig. Dieses obengenannte Referat ist das erste Mal seit Jahren(!), dass ich mal wieder zuhause etwas für die Schule tu." Aber du tust es - die Mikrovereinbarungen funktionieren also, denn du nimmst ja die Handlung tatsächlich auf, im Gegensatz zu früher. Dadurch sammelst du eine Erfahrung, die dir einen Vergleich zwischen deinem alten und deinem neuen Arbeitsstil ermöglicht. In deinem Fall also zum Beispiel, wie es sich anfühlt, gut vorbereitet in den Unterricht zu gehen. Wenn sich das besser anfühlt als unvorbereitet und/oder abgehetzt zu sein, dann erzeugt diese Erfahrung wiederum neuen Antrieb für dich, es beim nächsten Mal wieder so machen zu wollen. Wahrscheinlich nicht sofort beim ersten Versuch, weil dein altes Verhalten ein breitgetretener Pfad ist, den du schon viele Male gegangen bist, und die neue Erfahrung nur eine dünne Fußspur, aber dann kannst du dich bei der nächsten Hausarbeit wieder mit Mikrovereinbarungen zur Handlungsaufnahme bewegen. Natürlich ist es jetzt noch schwierig. Aber es wird dir von Mal zu Mal leichter fallen, und irgendwann (abhängig davon, wie häufig es vorkommt, und wie konsequent du mit dir selbst bist) wird es dir zur Gewohnheit. Dann tritt die neue Arbeitsmethode anstelle der alten. Du fängst "einfach" an. Feste Uhrzeiten helfen dir dabei. Wenn du dich zum Beispiel jeden Tag um 15:00 hinsetzt und eine Stunde lernst, wird dir das tägliche, einstündige Lernen schneller zur Gewohnheit, als wenn du jeden Tag zwischen 20 und 120 Minuten zu verschiedenen Uhrzeiten lernst.
"Wobei ich mich nach dem Erledigen der Mikroaufgaben schon von selbst immer ziemlich gut (und stolz) fühle: "Wieder etwas geschafft"." Dass du Stolz auf deine Leistungen empfinden kannst, ist ein großer Vorteil, den viele andere Betroffenen noch nicht haben. Es ist bereits eine intrinsische nicht-dingliche Belohnung. Fortgeschrittenen-Belohnung, wenn man so will.
"Also mein PC-Konsum ist ziemlich hoch" Da ist deine bevorzugte Belohnung, und rauchen.
Da sind wir wieder bei dem Thema mit dem "zuviele Probleme auf einmal lösen wollen". Wenn du versuchst, jetzt gleichzeitig deinen Antrieb zu verbessern, und weniger Zeit am PC zu verbringen, und mit dem Rauchen aufzuhören, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du mit allen drei Vorhaben scheiterst. Dein Belohnungszentrum ist seit Jahren auf diese Verhaltensweisen geeicht. Daran kannst du nicht einfach etwas ändern. Hier steht einiges zu diesem Thema, und eine Menge Anregungen, z.B. das gezielte Abdecken von Kategorien:
Deiner bisherigen Beschreibung nach bist du der Typ 3, der "Gammler". Ich bin auch schwerpunktmäßig dieser Typ, und fahre am besten mit der motivatorisch neutralen Position. //selbstbestimmtleben.forumprofi.de/topic.php?topic=18
Man kann an seiner Grundeinstellung, Energie nur höchst ungern für etwas ausgeben zu wollen, das keinen Spaß macht, nicht wirklich dauerhaft etwas ändern. Aber man kann erreichen, dass diese Dinge immer weniger Energie kosten. Das erreicht man durch eine spezielle Art von Grundordnung, und durch Routinen, die dank dieser Grundordnung nur noch ein absolutes Minimum an Energie kosten: //selbstbestimmtleben.forumprofi.de/topic.php?topic=26
Doch bevor du dich jetzt in diese Texte hineinstürzt, würde ich dir wirklich empfehlen, heute ausschließlich deine Präsentation anzugehen. Morgen ist auch noch ein Tag, um sich den weniger unmittelbar "existenzbedrohenden" Problemen zu widmen. meise hat dir dazu ja schon wirklich fantastische Tipps gegeben - vielen Dank dafür, liebe meise!
Ich wünsche dir gutes Gelingen und viel Erfolg bei deiner Arbeit!
Man muss ausprobieren. Vom nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts.
ich hatte gestern schon einen ziemlich langen Text geschrieben, leider ist dann kurz vorm Abschicken, der PC ausgegangen. Wenn einen etwas wirklich demotiviert, dann das.
Also am Montag habe ich die Präsentation noch fertig gestellt und ein paar Mal gehalten. (An dieser Stelle auch noch mal Danke für die Tipps) Und dann wieder um Punkt 19 Uhr Schluss gemacht. Ich muss dazu sagen, dass ich den Feierabend wirklich heilig halte. Ich kenne mich leider selber inzwischen so gut, dass ich weiß das sobald ich einmal eine Ausnahme mache, ich mich gar nicht mehr daran halte.
Am Dienstag morgen, sind dann zum Glück auch noch einige Stunden ausgefallen und ich stehe seit ein paar Wochen recht früh auf (6:30 Uhr), ich hatte dann noch genug Zeit um die Präsentation noch ein paar Mal vor mir selbst zu halten.
Okay, am Ende gehörte ich sicher nicht zu den Besten, aber die Präsentation hatte einen gewissen Mehrwert und war halbwegs verständlich. Und vor allem: Ich hatte eine Präsentation.
Weiter geht es jetzt wie folgt:
Es ist so, dass ich mit 20 Minuten lernen am Tag angefangen habe und jetzt jeden Tag 5 Minuten mehr gemacht habe, ich bin jetzt inzwischen bei 45 Minuten (1x 20 Min+25 Min). Wobei ich das sobald ich bei 1h/Tag (bzw. 3x20 Minuten) angekommen bin erstmal so lasse, langsam wird es doch etwas sehr viel und ich will nicht riskieren das ich es nicht mehr "schaffe" und dann wieder ganz damit aufhöre. Mein Endziel wären aber so 1 1/2h täglich zu lernen, mit Ausnahme vom Sonntag. Das war jetzt auch unabhängig von der Präsentation für die ich am Ende natürlich viel länger gebraucht habe, aber das war hoffentlich die letzte Ausnahme.
Ansonsten gehe ich gerade meinen Haushalt etwas an (aber wirklich in Mini-Schritten), ist zwar nicht so schlimm, wie vielleicht bei anderen hier, aber ein normaler Mensch würde es in meiner Bude wohl auch nicht aushalten. Gestern habe ich schon einen neuen Duschschlauch gekauft, nachdem der Alte seit Monaten ein Loch hatte.
Auch Danke an Sprudel für ihren Beitrag. Wie bereits gesagt hatte schon einen sehr ausführlichen Beitrag getippt, der dann aber durch das Herunterfahren des PCs gelöscht wurde. Kommt dann jetzt scheibchenweise die Tage.
Das gefällt mir alles schon sehr, sehr gut! Es klingt vernünftig, durchdacht und reflektiert. Ich bin sehr gespannt auf deine weiteren Berichte!
Schade, dass dir das mit dem Text passiert ist. Man kann hier übrigens auch Entwürfe (zwischen)speichern, und dadurch lange Texte ausarbeiten, bevor man sie endgültig abschickt. Zwar wird bei jedem Speichern eine neue Version angelegt, aber im "Persönlichen Bereich" links oben kann man die nutzlos gewordenen Entwürfe löschen.
Man muss ausprobieren. Vom nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts.
ZitatEs klingt vernünftig, durchdacht und reflektiert.
Sonst höre ich immer nur das Gegenteil. Wobei ich, außer hier, auch niemandem mehr etwas von meinen Plänen erzähle, du hast ja auch einen Artikel dazu geschrieben.
So und heute gibt es mal wieder ein kleines Update:
Gestern habe ich angefangen, einige Sachen aus meiner Wohnung in den Keller zu schaffen bzw. das vorzubereiten. Ich habe damals die Wohnung (eher ein Wohnklo) von meinem Bruder übernommen, welcher in eine WG gezogen ist, weswegen jetzt einige Gegenstände noch rumstehen, die ich nie benutze.zb. eine Kaffeemaschine, Weingläser (15 Stück)... Hinzu kommen Geschirr, Besteck und Gläser für circa 8 Personen (und circa 15 Tassen ), was immer wieder dazu führt, dass ich riesige Berge mit dreckigem Geschirr anhäufe.
Also erst mal etwas ausgemistet. (Geschirr, Besteck&Gläser auf 3 Tagesrationen reduziert) Das meiste steht leider noch in Kartons, weil ich dann zu faul war, sie in den Keller zu tragen.
Nächste Woche muss ich mich dann auch noch mal um die Schränke kümmern (bzw. abbauen), die hat mein Bruder auch da gelassen. Und es sind einfach viel zu viele. Alleine 4 Schränke in denen gar nichts steht und die einfach nur den Raum verkleinern. Mein Bruder hatte ziemlich viele Bücher rumstehen (und ist sowieso ein Horter - Messie wäre übertrieben), während ich versuche jegliche Einkäufe zu verhindern (beschäftige mich auch schon länger mit Minimalismus) und meine Bücher immer nur in der Bibliothek ausleihe. Abgesehen natürlich von ein paar wenigen Büchern, die ich immer wieder zur Hand nehme.
Nun ja, und heute bin ich wieder bei meinen Eltern. Eigentlich bin ich jedes WE bei meinen Eltern, kenne hier halt auch ansonsten einfach mehr Menschen als in der Stadt, wo ich seit Februar lebe. (sicher auch eine Baustelle in meinem Leben, aber eigentlich ist das ja ein bisschen Offtopic)
Heute 55 Minuten (15+20+20) gelernt, war leider fast schon etwas knapp: Ich hatte einen Freund besucht, die Zeit etwas aus den Augen verloren... aber habe es dann gerade noch so geschafft bis 19 Uhr fertig zu werden. Eigentlich müsste ich mal eine feste Uhrzeit zum Lernen ausmachen, aber feste Uhrzeiten/Termine sind immer so eine Sache. Eigentlich gut, auch weil sich eine Routine einstellt, auf der anderen Seite habe ich immer so das Gefühl mir damit die Flexibilität zu nehmen. "Was wenn ich genau um die Uhrzeit dann mal etwas anderes machen will, aber nicht kann/darf", solche Gedankengänge halt. Ich muss das mal überwinden.
Hinzu kommen Geschirr, Besteck und Gläser für circa 8 Personen (und circa 15 Tassen ), was immer wieder dazu führt, dass ich riesige Berge mit dreckigem Geschirr anhäufe.
Es hilft zwar, weniger Geschirr zu besitzen, weil es eher notwendig ist, dass man was abspült, da sonst schnell nix mehr zur Verfügung steht, und es ist auch richtig, dass ein Geschirrberg, der von Haus aus kleiner bleibt, weil es weniger Geschirr gibt, weniger Motivation benötigt, bevor man ihn mal angeht - aber das Besitzen allein führt nicht dazu, dass der Berg aufgehäuft wird - sondern, dass du das Abspülen aufschiebst. Das ist keine Kritik, sondern eine Hilfestellung dabei, ehrlich(er) zu dir selbst zu werden.
Bis zu einem bestimmten Moment sagst du wahrscheinlich: "Das lohnt sich noch nicht", und dann ist es dir zu viel. Oder du machst es, wenn jemand kommt, der den Berg nicht sehen soll.
Ich würde dir empfehlen, es mit einerTagesroutine zu versuchen, bei der du jeden Tag wiederkehrende Handgriffe in einer "natürlichen Reihenfolge" ausführst. Zum Beispiel: Bett machen, Schmutzwäsche einsammeln, WaMa anstellen, duschen, Zähne putzen, rasieren, Kaffee kochen, ein paar Teile Geschirr spülen bis der Kaffee fertig ist, frühstücken.
"aber habe es dann gerade noch so geschafft bis 19 Uhr fertig zu werden."
Vorsicht, der Feierabend ist keine Deadline, die dich unter Druck setzen soll, dein Arbeitstempo zu erhöhen. Plane beim nächsten Mal lieber großzügiger: 20 Minuten mehr Lernzeit, wenn du meinst, du lernst zu wenig, und noch mal zehn Minuten Pause dazu, sind eine halbe Stunde mehr, also plane gleich großzügige 1,5h. Wenn dir 1,5h zu lang erscheinen, und du deshalb wieder nicht anfängst, weißt du, dass dein natürlicher Handlungsrahmen momentan zwischen einer Stunde und anderthalb liegt. Mehr geht halt im Moment nicht, und du kannst nicht einfach zaubern, dass sich das ändert.
Du musst dich auch nicht jeden Tag auf Teufel komm raus verbessern oder steigern. Ich meine, wenn alles erstmal ungefähr gleich ablaufen soll, du aber jeden Tag etwas veränderst, nämlich mehr Arbeit draufpacken, dann bringst du dir doch bei, dass jeder Tag noch schwieriger/anstrengender wird als der vorherige, oder? Während du dich daran gewöhnst, in Ruhe deine Dinge zu erledigen, geschieht es ganz von selbst, dass dir deine Routinen leichter fallen. Wenn Lernen zu den Routinen gehört, erreichst du also in der eingeplanten Zeit auch mehr als jetzt.
"Eigentlich müsste ich mal eine feste Uhrzeit zum Lernen ausmachen," Das ist Prokrastinationssprech für "ich will aber eigentlich gar nicht." Das heißt "eigentlich" nämlich eigentlich Und es ist okay, etwas nicht zu wollen. Vielleicht willst du es mehr, wenn ich dir den Sinn dahinter erkläre. Vielleicht willst du es mehr, wenn du merkst, dass dir Routinen gut tun - auch wenn du erst einmal andere, einfachere Routinen (Haushaltsbasics) etablierst. Oder wenn du dir eine Belohnung dafür in Aussicht stellst, die du allein dafür bekommst, dass du dich an die Uhrzeit gehalten hast. Vielleicht stellt sich auch heraus, dass du so absolut nicht lernen kannst. Nur im Moment fehlt dir ja der Vergleich, die Erfahrung, routinemäßig zu lernen. Bereichere dich um diesen Vergleich. Verwerfen kannst du es ja dann immer noch.
aber feste Uhrzeiten/Termine sind immer so eine Sache. Eigentlich gut, auch weil sich eine Routine einstellt, auf der anderen Seite habe ich immer so das Gefühl mir damit die Flexibilität zu nehmen. Flexibität heißt, sich gut darauf einstellen zu können, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Ohne deswegen gleich auszuflippen, in Stress zu geraten, oder bei der Aufgabe, die unterbrochen werden musste, Mist zu bauen. "Was wenn ich genau um die Uhrzeit dann mal etwas anderes machen will, aber nicht kann/darf", solche Gedankengänge halt.
Prokrastinieren heißt zwar Aufschieben, aber nicht jedes Aufschieben ist Prokrastination. Angenommen, ich putze gerade meine Küche, da hat mein Kind einen Unfall und muss ins Krankenhaus. Wenn ich dann mit dem Kind ins Krankenhaus fahre, und deshalb die Küche nicht fertig putzen konnte - hab ich dann prokrastiniert, als ich aufschob, die Küche zu putzen? Natürlich nicht. Wenn dir etwas dazwischen kommt - und das wird es, denn das ist dein Leben, und im Leben läuft nie alles glatt - dann kannst du darauf natürlich flexibel reagieren. Wenn du dir nur zwischendrin überlegst, dass du etwas gern ändern würdest, damit du jetzt doch nicht tun musst, was vereinbart war, dann versuchst du natürlich wieder zu prokrastinieren - und genau das soll die Maßnahme verhindern. Außerdem, wie schon gesagt, wenn ein Ereignis kommt, das dich aus der Bahn wirft, dann kannst du mit festen Gewohnheiten leichter wieder in die verschobenen Aufgaben hineinfinden. Dann überlegst du nicht mehr: "Wo war ich noch mal stehengeblieben, und wie mach ich von hier aus jetzt am besten weiter?", sondern du machst einfach weiter. D.h. du hast dann eine Normalität, einen Alltag, in die du nach dem außergewöhnlichen Ereignis leicht wieder hineinfinden kannst. Wenn du so etwas nicht hast, fühlt sich jedes Ereignis irgendwie nach Ausnahmezustand an. Extremes "es geschieht nichts" und extremes "uff, jetzt ist so viel passiert, ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht". Tagesroutinen helfen dir vielleicht nicht heute, wenn die Ausnahme geschieht - aber sie helfen dir morgen, wenn der Alltag wieder eingekehrt ist.
Ich muss das mal überwinden. Prokrastinationssprech
Man muss ausprobieren. Vom nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts.
Ich gebe euch mal wieder ein kleines Update. Also ich muss leider zugeben, dass es in den letzten Tagen nicht ganz so gut lief.
Auslöser war wohl unter anderem, dass die anfängliche Euphorie ("Ja, ich gehe das Problem mit der Antriebslosigkeit an!") etwas verschwunden ist. Dazu kamen dann noch mehrere Tage an denen ich nur mit Mühe und Not 20-40 Minuten (statt 1h, was wohl auch derzeit etwas zu viel für mich ist...) gelernt habe. Meine Haushaltspläne (ausmisten, etc) habe ich gar nicht geschafft und das Geschirr stapelt sich in der Spüle.
Gut lief: Früh aufwachen (stehe inzwischen wirklich jeden Tag um 6:30 Uhr auf und mir geht es viiiiel besser damit als mit dem unregelmäßigen Schlafrythmus davor), achso und auf meine Präsentation gab es übrigens eine 2
Mein Plan für nächste Woche: Weniger vornehmen, mehr schaffen.
Schön, dass du dranbleibst, und dich nicht entmutigen lässt
Du weißt, es geht um eingehaltene und gebrochene Vereinbarungen. Wenn du dir eine Stunde vornimmst, aber nur 40 Minuten schaffst, hast du die Vereinbarung gebrochen, und entwertest damit die 40 Minuten, die du doch tatsächlich geleistet hast.
Darum ist es sinnvoll, vor allem am Anfang immer in diesen kurzen Etappen zu verhandeln. "Ich setze mich jetzt 10 Minuten dran, und dann sehe ich weiter". Wenn du dann zehn Minuten gesessen hast, und deine Pause machst, kannst du dir wieder überlegen: Mache ich weitere 10 Minuten, oder höre ich auf?" Wenn du dann sagst: "Ach, zehn Minuten geht es schon noch problemlos", dann machst du wieder zehn Minuten. Wenn du dann sagst: "Ne, also ich hab das Gefühl, dass mir der Kopf raucht", dann hörst du auf. Aber bis dahin hast du zwei eingehaltene Vereinbarungen, und keine gebrochene. Im Lauf der darauf folgenden Tage wird es einfacher, anzufangen, und weil du dich daran gewöhnst, wird es einfacher, mehr Blöcke zu verhandeln. "Mit Müh und Not" impliziert, dass du dich gezwungen gefühlt hast, und genau das soll ja nicht passieren. Wer klein anfängt, und dann mehr schafft, als er geglaubt hatte, der hat das Gefühl zu wachsen und sich zu steigern. Wer groß anfängt, und dann im laufenden Prozess erkennt, dass er sich übernommen hat, der muss seine Ziele nach unten korrigieren, und hat dann das Gefühl schlechter zu sein als erwartet.
Auslöser war wohl unter anderem, dass die anfängliche Euphorie ("Ja, ich gehe das Problem mit der Antriebslosigkeit an!") etwas verschwunden ist
Richtig, Euphorie erzeugt Antrieb. Deine Hormone helfen dir dabei, deine Ziele zu erreichen. Wenn du dann aber die Ziele nicht erreichst (wenn es sich nicht für dich lohnt), wird immer weniger ausgeschüttet, und schließlich gar nichts mehr - und dann hast du wieder keinen Antrieb. Wir wollen also die Hormonausschüttung fördern. Das geht nur durch erreichte Ziele/Belohnungen. Wenn die Ziele zu groß sind, als dass du sie an einem Tag erreichen könntest, müssen wir sie in kleinere Aufgaben zerschlagen, und anders formulieren.
Mein Vorschlag für dich wäre, zwar weiterhin auf die Zeit zu achten, aber innerhalb dieser Zeiteinteilungen abschließbare Aufgaben zu verhandeln, die von dir als Erfolg wahrgenommen werden können. Im Moment geht es bei dir offenbar nur darum, durchzuhalten - und das möglichst immer länger. Meine Haushaltspläne (ausmisten, etc) habe ich gar nicht geschafft Im Ausmisten verbergen sich die größten Erfolgserlebnisse.
Ich verstehe den Gedankengang "Aber ich muss doch lernen, denn lernen ist wichtiger" vollkommen. Genau diesen Gedankengang haben so ziemlich alle, die herkommen. Nur kannst du nicht effektiv lernen, solange du noch keinen funktionierenden Antrieb hast, und funktionierenden Antrieb bekommst du nur durch Erfolge. Wofür du also jetzt beim lernen vier Stunden brauchst (zu denen du dich über Tage hinquälst), das schaffst du mit mehr Antrieb später in viel kürzerer Zeit.
Ein Kompromissvorschlag wäre dein Schreibtisch. Wie wäre es, wenn du dir den so herrichtest, dass dir lernen dort mehr Spaß macht? Alles hat einen richtigen Platz, deine Unterlagen sind gut sortiert und leicht wieder auffindbar, nichts liegt im Weg, die Beleuchtung passt, und vielleicht stellst du dir einen bestimmten Gegenstand dorthin, der dich immer daran erinnern soll, warum du diese Dinge überhaupt lernen willst.
Man muss ausprobieren. Vom nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts.