Prokrastination/Studentenkrankheit, "chronische Aufschieberitis", "akute Unlust", Antriebsstörung, Antriebsschwäche, Motivationsstörung, Motivationsschwäche, "Faulheit", Schwierigkeiten, Antrieb (für bestimmte oder für alle Handlungen) aus sich selbst heraus zu erzeugen. Unser Problem hat viele Namen.
Das Wort "Antriebsstörung" habe ich natürlich nicht erfunden, aber es muss erwähnt werden, dass es eine frei gewählte Bezeichnung für das Problem ist. Für die Studenten heißt es Prokrastination, was so viel bedeutet wie "gewohnheitsmäßiges Aufschieben". Das Wort beschreibt aber nur, was geschieht, nicht wodurch es geschieht - und es ist in der allgemeinen Vorstellung etwas, das eigentlich nur Studenten betrifft. Schön wär's. Aber wenn wir logisch denken, dann kann sich doch das Bedürfnis, unangenehme Arbeiten aufzuschieben, wohl kaum auf nur eine einzige Bevölkerungsgruppe beschränken.
Von dem Wort Antriebsstörung fühlen sich mehr Menschen angesprochen als von "Prokrastination".
Wer hier landet, leidet an der Extremform von etwas, das die meisten Leute als schlichte Faulheit abtun. Ich wurde schon gelegentlich angefeindet, weil ich "normales menschliches Verhalten pathologisieren" würde. Tatsächlich denke ich, es ist der gesunde Mittelweg zwischen zwei Extremen, den wir hier gehen. Die einen halten Faulheit noch nicht einmal für ein ernstzunehmendes Problem. "Man müsste dem Faulpelz nur mal gründlich in den Arsch treten, dann würde der sich schon zusammenreißen! Was soll das immer nach irgendwelchen Psycho-Erklärungen zu suchen, bloß weil einer seinen Hintern nicht hochbekommt. Das sind doch alles nur Ausreden!" Aus dem gegenteilig extremen Blickwinkel heraus betrachten die Leute jemanden, bei dem es unaufgeräumt, chaotisch und teilweise verdreckt/vermüllt ist, mitunter gleich als "massiv psychisch gestört". Dann heißt es: "Diese Leute sind doch krank. So jemand gehört in Therapie, braucht Medikamente, betreutes Wohnen, oder sollte am besten gleich in die Geschlossene". Letztere sind es doch wohl, die das Problem wirklich pathologisieren...
Antriebslosigkeit alleine ist keine Krankheit, keine schwerwiegende psychische Störung und kein Gen-Defekt. Aber sie ist unzweifelhaft ein ernstzunehmendes Problem. Ein Teufelskreis, aus dem man ohne Anleitung kaum alleine herausfinden kann. Antriebslosigkeit ist eher ein gesellschaftliches, als ein neurologisches Problem.
Sich Hilfe von Fachleuten zu suchen ist in vielen Fällen nicht bloß zu viel des Guten, sondern es ist für einen Antriebslosen auch viel zu aufwändig, und manchmal auch geradezu grotesk. Ein antriebsloser Mensch muss zuerst den Antrieb finden, sich Hilfe aus der Antriebslosigkeit zu suchen...na Prost, Mahlzeit.
Bis man einen Therapieplatz findet, der zum eigentlichen Problem passt, bis man an Helfer gerät, die einen ernstnehmen, verstehen und wissen, wie sie helfen können, und bis man dann mit dieser Hilfe die ersten Fortschritte erzielt - und bis die sich dann auch endlich sichtbar in den eigenen vier Wänden niederschlagen - kann viel Wasser den Rhein runterfließen. Mit unserer Forenmethode könnt ihr sofort anfangen, und sofort Erfolgserlebnisse haben. Ganz ohne Risiko, und mit denkbar einfachsten Mitteln. Der allererste Schritt besteht nur darin, hier weiterzulesen, lesen, lesen, lesen. Das heißt natürlich nicht, dass man die Suche nach der passenden professionellen Hilfe aufgeben soll. Sondern nur, dass man bereits etwas tun kann, bevor man sie gefunden hat - und viele (natürlich nicht alle) Betroffenen stellen eben erstaunt, ja, total verblüfft fest, dass das, was hier im Forum angeboten wird, für sie schon völlig ausreicht - obwohl sie dachten, es seien hochkomplizierte Probleme, die alleine unmöglich in den Griff zu bekommen seien. Das klingt jetzt für manche bestimmt ein bisschen vollmundig, aber keine Sorge - unsere Methode ist kein Hokuspokus, es gibt keine obskuren Selbstmix-Mittelchen oder sonstige Scharlatanerie, euch wird ganz sicher nichts verkauft, sondern ihr bekommt hier nur das, was euch fehlt: Informationen über euer Problem, und die Möglichkeit zum Austausch.
Nicht alle Informationen sind für unregistrierte Nutzer zugänglich. Das dient zum einen dem Schutz der Privatsphäre unserer angemeldeten Benutzer, zum anderen der Übersichtlichkeit (Gäste sollen schnell das Wesentliche finden), und soll euch schlussendlich auch einen Anreiz bieten, mit uns in Kontakt zu treten, wenn ihr noch mehr wissen wollt (auch alles, was im internen Forum steht, ist selbstverständlich kostenlos les- und benutzbar; es gibt keinen Mitgliedsbeitrag oder sonst irgendwelche Anfragen nach Bezahlung in irgendeiner Form!). Der "Guide, die Antriebslosigkeit zu überwinden" ist voll zugänglich, ebenso die alternativen Methoden, und die Tagebücher einiger Betroffener, die aus eigener Erfahrung wissen, wie wichtig diese Tagebücher für Dritte sein können, denn sie selbst haben auch einmal so angefangen, und sich nur getraut, aus der Distanz ein bisschen mitzulesen, bevor sie auch aktiv dabei sein wollten. Ihr könnt das also handhaben, wie ihr möchtet, aber bisher hat es noch niemand bereut, aktiv mitzumachen, denn dann kann man Fragen stellen, wird nötigenfalls auf Fallstricke aufmerksam gemacht, die man leicht übersehen könnte, wenn man allein vor sich hinwurstelt, bekommt positives Feedback, und hat die Möglichkeit, seine Fortschritte festzuhalten, und später jederzeit wieder abzurufen/nachzulesen. Also überlegt es euch. Hier wird sicher niemand ausgelacht oder blöd angeredet oder nicht ernstgenommen. Ihr seid hier genauso herzlich willkommen, wenn ihr findet, dass euer Problem nicht so schwerwiegend erscheint, wie das mancher anderen, und wenn ihr für den Moment nicht mehr wagen wollt, als aus der Isolation herauszukommen und einfach nur mal mit jemandem zu reden, der euch nicht dafür verurteilt, dass ihr so seid, wie ihr eben seid.
Doch selbst wenn euch das jetzt noch zu viel ist: Allein dadurch, dass ihr hier weiterlest, beginnt schon eine erste Veränderung. Die Informationen werden verarbeitet. Neue neuronale Verknüpfungen werden gebildet. Es gibt Aha-Effekte. Der Geist gerät in Bewegung. Manches erkennt man wieder, manches erscheint einem neu, manches fragwürdig bis zweifelhaft, aber all das fügt sich zu einem neuen Bild von der Situation zusammen, und dieses Bild ergibt plötzlich Sinn: Wir merken nicht, dass an unserem Antrieb schon lange etwas faul ist, solange alles funktioniert. Aber sobald ein einziger Faktor wegfällt, funktioniert es plötzlich für viele nicht mehr, und die wissen gar nicht, wieso. Der Faktor ist die extrinsische Motivation. Sobald keiner mehr da ist, der uns sagt, was wir tun sollen, wann wir es tun sollen, der uns etwas dafür gibt, wenn wir es tun, oder der uns Dampf macht, wenn wir uns nicht in Bewegung setzen, oder für den wir uns "zusammengerissen" oder "aufgeopfert" haben, tun manche Menschen auf einmal gar nichts mehr. Weil sie keinen funktionierenden intrinsischen (= aus sich selbst heraus erzeugten) Antrieb haben, und deshalb darauf angewiesen sind, von extrinsischen (= durch andere erzeugte) Faktoren angetrieben zu werden. Dies nennen wir kurz: Fremdbestimmung. Sie ist das Gegenstück zur Selbstbestimmung. Selbstbestimmung heißt in diesem Zusammenhang, etwas zu tun, weil man es selbst will - zum Beispiel, um ein Ziel zu erreichen, um den Erfolg genießen zu können, oder um sich wohler zu fühlen - kurz: Weil die Tat, welche auch immer es sein mag - dazu führt, dass die eigene Lebensqualität gesteigert wird.
Wenn die Fremdbestimmung im Leben einer antriebsgestörten Person plötzlich wegfällt, geht nichts mehr. Aus genau diesem Grund läuft bei manchen Betroffenen im Beruf alles "ganz normal", aber zuhause funktioniert nichts. Denn im Beruf werden sie fremdbestimmt, und nur zuhause fällt auf, dass sie sich nicht selbstbestimmt zur Handlungsaufnahme antreiben können. Das ist dann die Gruppe, die sich darüber wundert, dass sie im Job alles toll im Griff haben, während zuhause überhaupt nichts geht. Oder zum Beispiel wird auch immer wieder bereichtet, dass die Wohnung (die keiner außer dem Betroffenen sehen kann) ein Katastrophengebiet ist, während das Auto (das jeder sehen kann) blitzeblank bleibt.
Fremdbestimmung: Etwas tun, um es anderen recht zu machen. Selbstbestimmung: Etwas tun, um es mir selbst recht zu machen.
Wer früher einmal keine Probleme mit seinem Antrieb hatte, der hat zumeist eines der folgenden Szenarien erlebt (immer vorausgesetzt, dass keine Erkrankung ins Spiel gekommen ist):
- Arbeitslosigkeit - Renteneintritt - Tod des Partners/Trennung - Tod oder Kontaktabbruch einer "erzieherisch einwirkenden/sich einmischenden" Person - Freiwillig zuhause bleiben (Hausfrau/-mann, Homeoffice) - Aufnahme einer selbständigen/freiberuflichen Tätigkeit - Studium (Auszug aus dem Elternhaus) - Auszug der Kinder - Verlust sozialer Bindungen, z.B. durch Umzug oder Streit - Verlust des Haustiers
Es sind Personen wie Chefs, Mütter, Ehemänner, Freunde, für die Handlungen aufgenommen wurden. Die Handlungen wurden nie - oder schon seit sehr langer Zeit nicht mehr - "für mich selbst/mir zuliebe" aufgenommen, sondern um anderen zu gefallen, um für andere zu sorgen, um Bezahlung zu erhalten, aber auch, um von anderen keine Kritik einstecken oder sich vor anderen nicht schämen zu müssen, um bis zu bestimmten Fristsetzungen fertig zu sein, beziehungsweise aus schlichter Lebensnotwendigkeit heraus.
Durch den Wegfall genau dieser äußeren Umstände fallen all diese Faktoren, Antrieb zu erzeugen weg, im Extremfall bis auf die abgespeckte Version der Überlebensnotwendigkeit. Also, man kauft und isst noch Lebensmittel, geht aufs Klo, legt sich schlafen. Manche waschen nicht mal mehr Wäsche, spülen kein Geschirr mehr, tragen keinen Müll mehr raus, räumen noch nicht mal mehr ihre Betten frei, um schlafen zu können, sondern schlafen auf dem Boden, auf Pappe, auf Kleiderbergen oder im Sitzen auf einem Sessel oder Stuhl. In sehr extremen Fällen funktionieren nicht einmal mehr die sanitären Einrichtungen, es gibt kein warmes Wasser, keine Elektrizität mehr, und in den traurigsten Fällen sind Haustiere oder Kinder mit Leidtragende in diesem trostlosen Szenario.
Kein Mensch entscheidet sich dazu, von jetzt auf gleich so zu leben. Man wächst langsam in diese Situation hinein. Man gewöhnt sich an Störfaktoren, arrangiert sich damit, schraubt die eigenen Ansprüche runter, blendet aus, was man sich nicht imstande sieht zu beheben. Hat man sich daran einmal gewöhnt, ist dagegen abgestumpft, kann man weitere Nachteile ertragen lernen. Oft fehlt auch der Vergleich, und so wird etwas, was andere "unerträglich" finden, für einen selbst zur Normalität.
Wer es sich nicht wert ist, für sich allein ein leckeres Essen zuzubereiten, sich auf ein sauberes Klo zu setzen, oder sich ein behagliches Bett zu erschaffen, der sagt/denkt auch ganz oft Dinge wie "Für mich alleine lohnt es sich halt nicht." Das gleiche Argument wird benutzt, wenn es darum geht, in einem großen, nicht behebbaren Chaos einzelne Bereiche (wie eben den Herd, die Toilette, das Bett) in Ordnung zu bringen: "Was soll das bringen? Diese Änderung allein ist nicht genug. Das lohnt sich nicht." Und deshalb wird es gar nicht erst angefangen.
Hierbei zeichnet es sich ab, dass demjenigen das Selbst-wert-gefühl fehlt, um den gegenteiligen Gedanken zu denken: "Das bin ich mir (trotzdem) wert!". Es tun, weil man sich dann wohler fühlt, weil es besser schmeckt, weil es besser aussieht. Betroffene können keinen Stolz auf ihre Leistungen empfinden, können sich nicht dafür "feiern", dass sie das Bad geputzt, oder den Müll gleich rausgebracht haben. Ihre Lebensqualität wird durch die erbrachte Leistung weder direkt, noch indirekt gesteigert. Die Leistungen, die der Betroffene erbringt, haben also keinen Wert, solange es entweder keine andere Person gibt, die ihr einen Wert beimisst (durch Anerkennung, Lob, Bezahlung etc), oder ihn für sein Nichthandeln abwertet UND der Betroffene selbst kann es nicht, weil er es nie gelernt, oder irgendwann verlernt hat, oder weil er unrealistische Leistungen von sich erwartet, bevor er bereit wäre, ihnen einen Wert zuzugestehen.
Für nicht wenige Betroffene wurden/werden deren Leistungen in Vergangenheit oder sogar Gegenwart systematisch entwertet, was dementsprechend fest in ihrer Persönlichkeit verankert ist: "Eine Wertschätzung für meine Leistung gibt es erst, wenn alles perfekt ist. Vorher nicht." Aus Erfahrung weiß diese Gruppe von Betroffenen dann: Ich brauche gar nicht anzufangen, denn ich werde sowieso nicht fertig/am Ende wird es nicht so aussehen, wie es sein soll/mein Partner, meine Mutter, Schwiegermutter...wird ja doch nur meckern - also wozu überhaupt damit meine Zeit und Kraft verschwenden?
Für manche wird die Grenze des Erträglichen auch schon lange vor dem offen herumliegenden Müll gezogen, aber irgendwie scheint alles in der Bude dreckig, vollgestellt, man putzt und putzt und putzt, aber so richtig zufrieden ist man mit dem Ergebnis nie, und man hat einfach nie die Zeit und/oder Kraft, um alles mal gründlich auf Vordermann zu bringen, und während man hier wurstelt, türmt es sich dort...zum verzweifeln! Und irgendwann gibt diese Gruppe dann einfach auf.
Noch eine Gruppe sind die, die es einfach nie gelernt haben. Die immer alles abgenommen bekamen, die als Kinder nie helfen "mussten", weil es den Eltern nicht gut genug war, oder weil die der Ansicht waren "bevor ich dem Kind erklärt und es dazu gebracht habe, es so zu machen, wie ich es gerne hätte, mache ich es schneller und besser selbst". Auch das Geschlecht kann eine Rolle gespielt haben. "Hausarbeit ist Frauensache", also warum dem Sohn zeigen, wie man einen Haushalt führt, er wird ja heiraten, dann führt ihm die Frau den Haushalt. Dann hat die Frau einen Autounfall...und er verhungert vor der verschlossenen Raviolidose. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die, deren Eltern schon keine Ahnung von Haushaltsführung hatten, und die somit in einem Umfeld aufgewachsen sind, in dem ihnen kaum mehr die Basiskenntnisse vermittelt werden konnten, weil es niemanden gab, der sie beherrschte. Manchmal übernimmt diese Gruppe das Muster der Eltern. Manchmal führt Vernachlässigung aber gerade dazu, die Fähigkeit zu entwickeln, selbstbestimmt zu handeln (womit ich jetzt nicht sagen will: Vernachlässigt eure Kinder, aber "Kinder, die nichts alleine tun dürfen, werden zu Erwachsenen, die nichts alleine tun können.")
Die letzte Gruppe schließlich hat Angst. Ganz schlicht und ergreifend hat sie vor irgendwas Angst. Zum Beispiel davor, was die Nachbarn sagen oder denken könnten, wenn sie mit Müll durch den Hausflur laufen. Oder Angst vor Papierkram. Angst davor, in Kisten mit unbekanntem Inhalt auf schmerzhafte Erinnerungen zu stoßen, oder Angst davor, ihre alte Kleidung auszusortieren, weil sie dann an bessere Zeiten erinnert werden etc. Mitunter ist das sehr schwer zu erkennen, denn viele Betroffene verstecken ihre Angstaufgabe hinter anderen Aufgaben, die sie als Vorbedingung setzen, bevor sie sich der Angstaufgabe stellen können/müssen. Schon die Vorbedingungsaufgabe darf dementsprechend nicht enden, weil dahinter dann die Angstaufgabe lauert.
Also auf die eine oder andere Weise kam immer zuerst das Unterlassen, dann Dreck, der nicht mehr wegzuputzen war, und dann der Müll. Nicht zwangsläufig fußte das Unterlassen auf Lethargie (Faulheit), aber immer spielt Motivation/Antrieb eine Rolle: Solange es keine einleuchtenden Gründe für den Betroffenen gibt, etwas gegen Dreck und Krusch zu unternehmen, bleibt er liegen. Da Dreck und Krusch auf ganz natürlichem Wege von allein mehr werden, vergrößert sich seine Masse bis zu einem Punkt, an dem es dramatisch wird - und die ungeübten Betroffenen hoffnungslos überfordert. Also selbst wenn dann Motivation entsteht, etwas dagegen zu unternehmen, wissen sie nicht, wo sie anfangen sollen, wie sie durchhalten sollen, und sie können sich noch nicht mal sicher sein, dass sie nach all der Plackerei nicht in einem halben Jahr direkt wieder in Müll und Dreck versinken. Nicht wenige haben bereits mehrere dieser "Zyklen" aus Hauruck-Entmüllung und Zusehen-wie-der-Müllberg-wieder-wächst hinter sich - und finden mit jedem Zyklus schwerer neue Motivation, dagegen anzukämpfen, denn es lohnt sich ja doch nicht.
Auch wenn wir diese Menschen als "Messies" aus dem TV kennen, sind sie doch eigentlich nur Antriebslose.
Sowohl in deutsch- als auch im englischsprachigen Raum ist nach wie vor die Ansicht weit verbreitet, vermüllte Menschen seien allesamt Messies. Die Behauptung, der "Hoarder"/Messie hänge an jedem einzelnen Fitzel, ist nicht auszurotten. In ganz seltenen Einzelfällen ist das so. Dann wird dieser Betroffene eine Begründung nennen, warum er die Dose, die Schale, die Schachtel, das Papier noch "braucht". Die meisten echten Messies behalten jedoch Dinge, die auch Nichtbetroffene auf das Einzelstück bezogen nicht als Müll bezeichnen würden. Nur in der Masse, und teilweise durch den umstandsbedingten fortgeschrittenen Verfall dieser Gegenstände werden diese Besitztümer zu "Müll". Gesammelt werden kann alles. Häufig sind es Bücher, Kleidung, Deko-Objekte, aber theoretisch ist wirklich alles denkbar, auch Absonderliches oder "Müllartiges", z.B. Verpackungen jeglicher Art, und natürlich gibt es auch Mischungen aller Konstellationen, häufig korrespondierend mit den vielfältigen Interessen des Betroffenen. Echte Messies wollen diese Besitztümer gar nicht loswerden. Für sie sind das Schätze, und sie können sogar ziemlich wütend werden, wenn jemand diese als "Müll" bezeichnet. Es ist ein zwanghaftes Verhalten, das Behalten-Müssen um jeden Preis. Auch wenn das Behalten die eigene Lebensqualität massiv einschränkt, und sogar Bereiche des Hauses deswegen nicht mehr betret- oder benutzbar sind. Viele Betroffene können das erkennen, aber trotzdem keine Wegwerfentscheidung treffen. Darum wird das echte Messiesyndrom in einigen Ländern den Zwangs- bzw Impulskontrollstörungen zugeordnet. Echte Messies haben also eine genaue Vorstellung, was Müll ist, und was nicht - nur ihre Unterscheidung deckt sich nicht immer mit den Vorstellungen von "Normalos". Für manche von ihnen kann eine Pizzaschachtel ein Schatz sein, oder eine leergekratzte Margarinedose, wenn sie damit noch etwas bestimmtes im Sinn haben, oder es sie an irgendwas erinnert, das sie nicht vergessen wollen. Manche "brauchen" diese alte Fahrkarte, und das Bonbonpapier, und die leere Klorolle, und sie ärgern sich, dass andere deren Wert nicht erkennen. In einigen Fällen geht es um die Besitztümer von Verstorbenen, die nicht weggeworfen werden können, um den Verstorbenen nicht zu kränken oder zu entehren. Oder es geht um "gute alte Zeiten", die konserviert werden müssen, oder um die Hoffnung auf bessere Zeiten, die nicht aufgegeben werden kann. Manchmal geht es um traumatisierende Kindheitserfahrungen, z.B. die elementare Angst zu verhungern, die einen dazu treibt, massenweise Lebensmittel zu kaufen und einzulagern. Auch Kaufsucht (wie z.B. Schnäppchenjagd/Couponing) kann zur Anhäufung von Besitztümern führen, als Nebeneffekt. Oder es geht um Projekte, z.B. Bau- oder Bastelprojekte, die der Betroffene noch ausführen möchte. Das Material wegzuwerfen hieße, das Projekt aufzugeben - und dazu ist derjenige nicht bereit.
Menschen, die unter extremer Antriebslosigkeit leiden, würden hingegen Pizzaschachtel, Fahrkarte, Bonbonpapier und Klorolle sofort als Müll erkennen, haben aber Probleme damit, sich aufzuraffen, diese in den Müll zu werfen, und/oder den Mülleimer dann an die Mülltonne zu schaffen.
Nicht jeder Antriebslose ist vermüllt oder verwahrlost. Im Gegenteil. Die allermeisten Antriebslosen sind das, was wir als "funktionierende Antriebslose" bezeichnen. Sie sind umgeben von Antreibern/Fremdbestimmern. Auf die eine oder andere Weise bewirken diese es immer wieder, dass gewisse Lebensstandards aufrecht erhalten werden. Für sich ganz allein würde der funktionierende Antriebslose keine Handlungen aufnehmen - er ist aber nie allein, und deshalb funktioniert er trotzdem. Entsprechend gibt es also auch eine wichtige Zielgruppe für unser Forum, nämlich Menschen, die mit anderen zusammenleben und nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, wenn diese "kaum und immer schwieriger dazu zu bewegen sind, mal mit anzupacken", also die im Volksmund "stinkefaul" sind. Ohne vermüllt oder verwahrlost zu sein. Menschen, denen man helfen will, bevor sie so tief abstürzen. Oder vielleicht bist du auch hier, weil du auf diesen Menschen furchtbar wütend bist deswegen, und weil du lernen willst, wie du ihm das "abgewöhnen" kannst. Oder vielleicht bist du selbst dieser Mensch. In jedem dieser Fälle bist du hier richtig.
Auch nicht jeder echte Messie ("Zwanghafte Behalten-Müsser") ist automatisch vermüllt oder verwahrlost. Ebenfalls im Gegenteil.
Viele Messies leben sauber und teilweise sogar sehr ordentlich (darum passt auch die Bezeichnung "Hoarder", also etwa "Horter, Bunkerer, Hamsterer" viel besser zu ihnen, da sich "Messie" von "mess" ableitet, dem englischen Wort für Müll, Unrat oder Schlamassel.) Bei sauberen Messies ist bloß von allem viel, viel, viel zu viel da - und es wird oft immer noch mehr rangeschafft.
Wenn jemand beispielsweise einen ganzen Raum mit sauber, luftdicht verpackten und nach Farben sortierten Stapeln gelagerten Stoffstücken besitzt, aus denen er etwas nähen will, und er näht seit zehn Jahren nichts, schafft aber ständig weitere Stoffstücke heran, dann ist derjenige ein Messie, obwohl außer dem Raum nichts im Haus durch die Horterei in Mitleidenschaft gezogen wird. Nach dieser Definition steckt ein kleiner echter Messie in fast jedem von uns. Wer irgendetwas sammelt oder aufhebt, FC-Bayern-Devotionalien, Mineralien, alte Konzertkarten, ist auf bestimmten Definitionsskalen ein "Messie der Stufe 1".
Eine solche Sammlung stört natürlich niemanden. Sie beeinträchtigt ja auch niemanden. Sogar, wenn man einen ganzen Raum im Haus dafür umfunktioniert hat. Problematisch wird es für diese Gruppe nur dann, wenn immer weiter gesammelt wird, und irgendwann ist der Raum voll. Dann dehnt sich die Sammlung aus, dringt langsam aber unaufhaltsam in die Herzbereiche der Wohnung vor, bis z.B. die Stoffstücke aus dem vorhin erwähnten Beispiel auch unter der Spüle, auf dem Bett oder neben der Toilette gestapelt werden müssen, weil anderswo kein Platz mehr dafür ist. Unter diesen Umständen kann auch ein solch sauberer Messie/Hoarder vermüllen und verwahrlosen. Aber nicht, weil ihm der Antrieb fehlt, den Müll zu beseitigen, sondern weil er erst die Stoffsammlung beseitigen müsste, um gründlich aufräumen und putzen zu können. Die Stoffsammlung kann er aber nicht hergeben, sondern muss trotzdem, und obwohl ihn die Sammlung schon so stark in seiner Lebensqualität einschränkt, immer weiter sammeln. Das ist nur ein einziges Beispiel von unglaublich vielen, aber es verdeutlicht wohl auch recht gut, dass man nicht einfach mit dem Finger auf jemanden deuten und sagen kann: "der da ist ein Messie" oder "der da ist bloß zu faul."
Manchmal entwickelt sich auch zusätzlich zu dem Zwang, Dinge aufheben zu müssen (und immer neue Dinge anzuschleppen) eine Antriebslosigkeit, die zu einer Verwahrlosung und Vermüllung führt. Echte Messies (Disposophobiker) wollen aber für gewöhnlich nicht, dass jemand kommt, und einfach ihre ganze Bude leerräumt und putzt. Sie kämpfen um jedes Ding, das sie nicht hergeben wollen.
Antriebslose hingegen würden auf das Angebot, alles zu entsorgen - abgesehen davon, dass sie sich sehr schämen - erleichtert reagieren. Raus damit, alles weg, am besten gestern. Antriebslose isolieren sich aus Scham, und fragen sich hauptsächlich, wie und wo sie alles entsorgen, und wie sie das durchhalten sollen, und sind häufig - sofern sie ihre Scham überwinden können - heilfroh um Hilfe von außen. Bekommen sie hingegen die Hilfe aufgedrängt oder in ihrer Abwesenheit übergestülpt, dann erwarten die Helfer oft Anzeichen von großer Erleichterung oder sogar Dankbarkeit, und werden enttäuscht, wenn diese Reaktionen ausbleiben. Der/die Betroffene ist erstmal geschockt, fühlt sich intensiv mit der Unfähigkeit, die eigenen vier Wände in Ordnung zu halten, konfrontiert, bevormundet und abgewertet. Unter diesen Umständen ist wohl keine Dankbarkeit oder Erleichterung zu erwarten, dessen sollten sich die Helfer vorher bewusst sein. Erleichterung mag sich einige Zeit später einstellen, aber damit ist es nicht getan. Hauruck-Entmüllung ist nur dann eine Lösung, wenn es der Betroffene selbst will. Ansonsten löst es zwar das Problem "vorhandener Müll", aber nicht die Ursachen, wie es zu diesem Müllberg überhaupt kommen konnte. Ohne die Persönlichkeit der/des Betroffenen zu berücksichtigen, werden die Berge entweder immer wieder wachsen, oder es ist eine anhaltende - fremdbestimmende - Kontrolle/Einflussnahme von außen notwendig, und diese wird von nahezu allen Betroffenen spätestens nach einer Weile mit wachsendem Widerwillen angenommen. Verständlich, denn es handelt sich hier um ein Privatleben, und NIEMAND möchte gerne, dass alle paar Tage jemand bei ihm vorbeischaut und ihn darauf hinweist, wo er in den Augen anderer schon wieder unzureichend gute Arbeit geleistet hat.
Echte Messies hingegen haben Angst, dass andere Personen versehentlich oder absichtlich etwas wegwerfen könnten, das sie behalten wollen, und neigen eher dazu, diese aus ihrem Leben auszuschließen und sich zum Schutz ihres Krempels abzuschotten.
Natürlich gibt es auch recht häufig eine Mischung aus beidem. Ein mehr oder weniger großer Teil der Besitztümer wird eifersüchtig gehütet, ein anderer Teil könnte sofort weg, wenn man nur wüsste, wie man das technisch bewerkstelligen, wo man anfangen und wie man durchhalten soll.
Eine Gruppe von Antriebslosen hat den plötzlichen Wegfall der Fremdbestimmung (noch) nicht erfahren, sondern befindet sich mittendrin in den antreibenden Faktoren - aber sie funktionieren nicht wirklich. Wer mit seinen Kindern, seinem Partner oder den Eltern zusammenlebt, oder regelmäßig "Kontrollbesuche" erhält, erlebt häufig Konflikte, weil er aufgrund seiner Antriebslosigkeit nicht zur Zufriedenheit seiner Mitmenschen funktioniert (und "Konflikte" ist jetzt mal sehr harmlos ausgedrückt). Das machte übrigens die Erklärungsfindung so schwierig. Dass es an der nicht vorhandenen Fremdbestimmung liegt, war sehr schwer zu erkennen, weil eben nicht jeder Betroffene tatsächlich völlig isoliert lebt.
Das Problem dieser Gruppe ist vom Kern her genau dasselbe wie bei den allein lebenden Betroffenen, aber die Lösung ist komplizierter, weil immer noch andere Menschen mit im Spiel sind, deren Verhalten sich auf die eine oder andere Weise nachteilig auf den Antrieb des Betroffenen auswirkt.
Meistens ist es so, dass diese Betroffenen die Fremdbestimmung schlichtweg ablehnen, mitunter sogar regelrecht allergisch darauf reagieren, oder dass die sie umgebenden Personen keine Fremdbestimmung auf sie ausüben. (Wobei das Problem damit nur als angerissen betrachtet werden darf. Keine Fremdbestimmung ausüben heißt nicht unbedingt nur, dass die Person nichts unternimmt, um einen anzutreiben, sondern kann auch heißen, dass der Betroffene den "Antreibenden" nicht ernstnimmt, oder dass dessen Bemühungen nicht ausreichen, "im falschen Hals landen", oder sogar das Gegenteil bewirken).
In erstaunlich vielen Fällen bewirken gleichartig verlaufende Gedankengänge auf beiden Seiten einer Partnerschaft, dass man das Nachlassen/Einstellen der eigenen Leistungen mit dem gefühlten oder tatsächlich nachlassenden Antrieb des Partners rechtfertigt. Da beide Seiten das gleichzeitig tun, eskaliert die Situation zwangsläufig, und man versumpft gemeinsam.
Bevor also Betroffene, die nicht isoliert leben, wirkungsvoll anfangen können, ihren Antrieb zu verbessern, benötigen sie mehr Informationen, als die andere Gruppe. Deshalb haben wir spezielle Texte, die sich mit dem Zusammenleben mit anderen befassen. Das führt aber an dieser Stelle zu weit.
Wer es hingegen nie gelernt hat, berichtet sehr häufig, dass es schon in seinem Elternhaus so zuging, wie er jetzt lebt, oder sagt "ich war einfach schon als Kind immer sehr unordentlich". Diesen Betroffenen wurde nie beigebracht, sich zu organisieren, strukturiert und systematisch vorzugehen, und kontinuierlich etwas zu tun. Sie wissen ebenso wenig wie die anderen, wie sie sich selbst antreiben sollen, aber während jemand, der es früher einmal anders gekannt hat, sich erinnern und auf alte, ehemals bestens funktionierende Methoden zurückgreifen kann, fehlen diesen Betroffenen sämtliche Erfahrungen, sowohl hinsichtlich der Eigenmotivation, als auch das technische Know-How, angefangen oft schon bei simpelsten Dingen, wie etwa, Behälter nach dem zu verstauenden Volumen auszuwählen, oder einen Haufen unsortierte Dinge zügig und effektiv zu sortieren. Diese Betroffenen wissen nicht, wie man Grundordnung schafft, aufräumt, oder etwas putzt - und erst recht nicht, wie man das tun kann, ohne dafür seine gesamte Lebenszeit zu opfern. Entsprechend müssen sie nicht nur die Motivation aufbringen, "etwas" zu tun, sondern sie brauchen extrem viel Motivation, um es unter diesen extrem widrigen Umständen tun zu wollen. Als Angehöriger dieser Betroffenen braucht man besonders viel Geduld und Verständnis, durchaus von den Anforderungen her vergleichbar mit dem Ausmaß, wie man es auch für Kinder aufbringen sollte. Dafür müssen die Angehörigen lernen, die Welt aus der Perspektive des Betroffenen zu sehen, denn was sie als selbstverständlich betrachten, ist für den Betroffenen ein nicht nachvollziehbares, nicht ad hoc umsetzbares Konzept wie von einem anderen Stern. Wir haben einige Texte, die dabei helfen.
Das Problem für beide Gruppen ist, dass niemand das so genau abgrenzt. Aktuell haben wir einen Fall, in dem eine Frau mit Antriebsproblemen von einem Helfer betreut wird, der offenbar eine Art "Umgang-mit-Messies-101-Schulung" mitgemacht hat, und diese nun gnadenlos an ihr anwendet, da sie, weil sie ja "vermüllt" ist, ein Messie sein muss. Da er z.B. gelernt hat, dass viele Messies ihre Wegwerfentscheidungen später bedauern, achtet er sehr auf ihren emotionalen Zustand beim Wegwerfen, und redet ihr sogar das Wegwerfen verschiedener Dinge aus. Während sie sich über eine Ecke freut, die sie endlich leer rümpeln konnte, fürchtet er, dass sie sich von der Leere frustriert fühlen könnte, und fordert sie auf, dort wieder etwas hinzustellen. Sie ist überfordert damit, große Mengen Gerümpel auf einen Schlag zu bewältigen, und damit, zum Wertstoffhof zu fahren, und genau damit lässt er sie alleine, vermutlich, weil er das so gelernt hat, dass der Messie diesen "bedeutenden Schritt" alleine vollziehen muss, oder was weiß ich. Diese ganze Konstellation von einem Helfer, der von der falschen Diagnose ausgeht, und einer zunehmend verzweifelten Betroffenen, die nicht ernstgenommen wird, weil der Helfer gelernt hat, dass viele Betroffene ihre Störung leugnen, ist eine absolute Katastrophe, und es wäre dringend notwendig, dass sich mehr Menschen bewusst werden, dass es sich um zwei grundverschiedene Probleme handelt, die nicht miteinander in denselben Topf geworfen werden dürfen, weil das für beide Gruppen von Betroffenen absolut fatal ist.
Wir wissen nun also, dass Antriebslose etwas anderes sind als echte Messies.
"Faulheit" im klassischen Sinne gibt es nicht. Das ist wirklich so: Wenn man über "Faulheit" und ihre Ursachen im Netz recherchiert, dann erfährt man, dass es keine eindeutige, wirklich zufriedenstellende wissenschaftliche Erklärung dafür gibt, sondern nur verschiedene Erklärungsansätze oder -versuche. Manche Menschen scheinen einfach "von Natur aus" fauler zu sein als andere, so lautet die verbreitete Überzeugung, und so hört man es auch im Alltag. "Der/die ist einfach nur stinkefaul!". Der Faule müsste sich einfach nur entscheiden, nicht mehr faul zu sein, und das Problem wäre gelöst. Das ist eine sehr bequeme Erklärung, entbindet sie doch zugleich das Gegenüber, darüber nachzudenken, ob es an der "Faulheit" des Betroffenen vielleicht einen Anteil hat. Es verhindert, dass man darüber nachdenkt, ob der andere Angst hat oder sich überfordert fühlt, und sich nicht traut, um Hilfe zu bitten. Es verschleiert, dass der Betroffene möglicherweise vom Entwicklungsstand seines Gehirns her gar nicht in der Lage ist zu tun, was man von ihm erwartet. Selbst Andeutungen, dass es so sein könnte, werden dann mit einem lapidaren: "Ach was, der ist einfach nur zu faul, fertig, aus!" abgebügelt.
Faulheit könnte als das natürliche Bedürfnis, Energie zu sparen, beschrieben werden. Wir haben nicht unendlich viel Energie, und müssen uns überlegen, wofür wir sie ausgeben. Das trifft auf jeden Menschen zu, aber ein Mensch, der aufgrund seiner Lebensumstände besonders wenig Energie zur Verfügung hat, überlegt sich dementsprechend besonders genau, wofür er sie ausgibt, und wofür eben nicht. Wir alle geben aus zwei Gründen Energie aus: Wenn es zwingend notwendig ist (müssen), und wenn es sich für uns in irgendeiner Form lohnt (wollen). #
Wir beobachten übrigens seit Jahren, dass es vor allem die Menschen mit einer echten Messieproblematik sind, die bereits auf die Erwähnung des Wortes "müssen" hochallergisch reagieren: "Ich muss gar nichts!"
Gib es weder ein "müssen", noch ein "wollen", dann - tun wir nichts. Dann sind wir alle faul. Oder auch "darauf bedacht, unsere Energie nicht für etwas Unnützes zu verschwenden". Wenn jemand etwas tun "müsste", dies aber nicht anerkennt, dann kann aus der Sicht anderer dringendste Notwendigkeit bestehen, der Betroffene bleibt unbeeindruckt. Dieser extreme Starrsinn, den man bei vielen echten Messies bemerken kann, ist häufig ein Hinweis darauf, dass es sich tatsächlich um eine Zwangsstörung handelt: Derjenige sagt zwar, er müsse gar nichts - dabei "muss" er aber zwanghaft all diese Dinge behalten, auch wenn er sich längst in einem Stadium befindet, in dem ihm die extreme Masse an Besitztümern viel mehr schadet als nutzt.
Hier im Forum berücksichtigen wir auch den Faktor "Energiekosten", und versuchen unter anderem, den Bedarf an Motivation zu verringern, indem wir daran arbeiten, die Energiekosten für die alltäglichen Arbeiten massiv zu senken - primär durch Routinen, den "Energiespar-Modus", aber auch dadurch, dass wir gezielt darauf achten, uns die Arbeit zu vereinfachen, Laufwege zu verkürzen, Arbeiten nicht unnötig häufig zu wiederholen, und uns nicht in Nebensächlichkeiten zu verlieren.
Egal zu welcher dieser Kategorien du gehörst, und ob du als Betroffene(r) oder als Angehörige(r) hier bist, wir empfehlen dir in jedem Fall, unseren Guide "Die Antriebslosigkeit überwinden" zu lesen. Er ist in 13 Kapitel unterteilt, die du nicht alle auf einen Schlag lesen musst. Darin wird erklärt, warum es dir so schwer fällt, Handlungen aufzunehmen, was du tun kannst, um dich selbst zu motivieren, und wie du mit Fehlern, Rückschlägen und den Menschen um dich herum umgehen könntest.