Hallo zusammen,
erst einmal danke für die tollen Texte, da mir schon einiges weitergeholfen.
Also ich stell mich am besten erstmal vor: 23, männlich, habe seit Februar eigene Wohnung in der Großstadt.
Meine Antriebsstörung begleitet mich schon eine ganze Zeit lang.
Bis ich 16 war, habe ich einfach nur in den Tag hineingelebt und nie etwas für die Schule gemacht. Das ist dann darin gegipfelt, dass ich mit 16 von der Realschule geflogen bin. Daraufhin habe ich Pläne geschmiedet, wie ich die verlorenen Schuljahre wieder aufhole und auch in Hinblick auf Fitness, etc. Im Nachhinein muss ich sagen war es ein typisches Beispiel von "zu viel vornehmen". Es kam also wie es kommen musste und ich machte immer noch gar nichts (morgen fang ich an), nur mit dem Unterschied, dass ich mich jetzt zusätzlich noch schlecht fühlte deswegen.
Irgendwann mit 19 habe ich dann doch irgendwie noch die mittlere Reife geschafft, ohne aber wirklich das Grundproblem "Antriebsstörung" wirklich angegangen zu sein. Ich muss auch sagen, dass ich mich damals gar nicht wirklich darüber gefreut habe, die Prüfung doch noch geschafft zu haben - "Pfff mit 19 mittlere Reife, während andere das mit 16 machen". Ich erwähne das nur, da ich zwar weiß wie negativ der Gedanke ist, er mir aber trotzdem hin und wieder kommt und mich dämpft: Das egal wie sehr ich mich anstrenge, ich durch die "verlorenen Jahre" ja sowieso schon soweit hinten bin und alle anderen das schon längst erreicht haben.
Richtig schlimm wurde es aber erst danach. Ich bin damals mit 20 ausgezogen, 150 Km weit weg von zuhause um eine Fachoberschule zu besuchen, habe mich überhaupt nicht eingelebt und stattdessen das Saufen angefangen. Zur Schule bin ich nur noch selten gegangen und meine Wohnung sah aus, als würden mehrere Junkies darin hausen. Nur eine Matratze und rundum alles voller leerer Flaschen, dreckigem Geschirr, Müll und Dreck. Bis auf Einkaufen habe ich gar nichts mehr geschafft. Nach einem halben Jahr war dann Ende.
Bin wieder zurück zu meinen Eltern und habe erst einmal 1 1/2 Jahre gar nichts mehr gemacht. (kein großer Unterschied zu davor) Ich war immer ganz froh als ich mal wieder Schlafen konnte und der Tag endlich rum war. Hinzu kamen auch immer mehr andere Probleme, die mich einfach nur noch resignieren gelassen haben.
Durch Zufall bin ich dann letztes Jahr an einen Platz an einer Berufsfachschule gekommen und ich bin eigentlich recht zufrieden mit der Ausbildung. Auch meine größeren Probleme konnte ich alle irgendwie lösen. Aber die Antriebsstörung ist nach wie vor da. Lernen tue ich so gut wie gar nicht (was auch die Noten immer mehr in den Keller gehen lässt), meine neue Wohnung ist immer noch ziemlich dreckig, jedoch schaffe ich es sie zumindest "bewohnbar" zu halten. Abgesehen davon kann ich mich außerhalb davon zu fast nichts aufraffen. In der Freizeit liege ich meistens im Bett und mache "irgendetwas" am PC ohne das es irgendwie Spaß machen würde, es ist einfach pures "Zeit totschlagen".
Ich dachte mir ich berichte einfach mal davon, weil ich glaube das dieser Lebensweg mir jegliche Motivation und Antrieb geraubt hat. Es waren einfach krass viele Misserfolge, viel Zeit mit Nichtstun und wenn man sich 1000 Mal einreden versucht, dass man "morgen anfängt", glaubt man sich das irgendwann nicht mal mehr selbst.
Vor zwei Tagen habe ich jetzt angefangen mir kleine Aufgaben zu setzen und mich anschließend zu belohnen (fällt mir leider recht schwer, weil es wenig gibt was mir wirklich Spaß macht) und fühl mich dabei so gut wie schon lange nicht mehr.
Auch einen Feierabend um 19 Uhr habe ich festgelegt, was mir u.a. auch hilft die Aufgaben wirklich zu erledigen.
Ich würde hier dann gerne in Zukunft berichten, wie sich das bei mir entwickelt, auch zur eigenen Motivaiton.