So, meine Mutter ist wieder gen Heimat gefahren. Eine Woche mit Höhen und Tiefen liegt hinter uns. Das Verhältnis zwischen meiner Mutter und meinem Mann wird immer angespannter, was wohl daran liegt, dass sich bei beiden die Gewohnheiten mit fortschreitendem Alter gegenläufig verfestigen. Während meine Mutter schon so lange allein lebt, dass es ihr egal ist, wo sie ihr Zeug stehen- und liegen lässt, legt mein Mann immer mehr Wert auf Ordnung und Sauberkeit. Das heißt, er fühlt sich genervt, wenn dann hier überall Kaffeetassen, Leergutflaschen, Cremetiegel und sonstwas im Weg herumfliegen. Er ist ein Morgenmensch, und ich hab mich weitgehend daran gewöhnt, aber meine Mutter kommt morgens immer schlechter in die Gänge, hats nicht so mit den regelmäßigen Mahlzeiten...ja mei, in einem Wort: Sie wird halt langsam alt.
Ein Gedanke, den ich eigentlich immer gern weit von mir fernhalte, aber es wird mir immer mehr bewusst. Ihr Herzinfarkt Anfang des Jahres war der bisherige Tiefpunkt, und ich fange an, gelegentlich nachzudenken, dass irgendwann die Stunde kommen wird, ab der mein Leben ohne meine Mutter weitergeht. Ich glaube, dass ich es nicht gut verkraften werde - obwohl wir seltsamerweise auch nicht gut miteinander auskommen, wenn wir einander länger auf der Pelle hocken, schon seit meiner Jugend nicht. Wir sind zu verschieden, haben zu verschiedene Interessen, und ich bin einfach zu höflich, um mich während so einer Woche mal für länger als eine halbe Stunde zurückzuziehen und mal mein eigenes Ding zu machen. Auch wenn sie dann immer in Ruhe da sitzt und liest, und eigentlich so wirkt, als sei sie auch mal ganz froh, ihre Ruhe zu haben, denke ich dann immer, dass sie sich langweilt, oder muffelig wird, dass sich keiner mit ihr beschäftigt. Immerhin hat sie es diesmal weitgehend unterlassen, sich in unsere Haushaltsabläufe einzumischen (ich glaube sogar, weil wir das alles in einem solchen Tempo durchziehen, dass sie dabei gar nicht mehr mitkommt), was mich bei ihren letzten Besuchen immer ein bisschen genervt hat, denn auch wenn ich weiß, dass sie sich eigentlich nur ein wenig nützlich machen wollte, sozusagen als Gegenleistung für unsere Gastfreundschaft, fühlte es sich oft an wie "du machst es nicht gut genug".
Herr Sprudel ist jedenfalls froh, wieder tun und lassen zu können, was er will. Und ich muss gestehen, dass es mir genauso geht. Ich wünschte, sie würde nicht so weit weg wohnen, denn dann wären Besuche nicht immer so extrem. Ein, zweimal die Woche auf ne Tasse Kaffee, oder man bringt mal Reste vom Abendessen vorbei und trinkt dann noch ein Glas Wein zusammen...ich glaube, das wäre für beide Seiten die ideale Lösung. Wenn sie denn hierher zöge, was sie einfach nicht vorhat (und wenn dann der Tag kommt, an dem es nicht mehr anders geht, dann wird sie auch hier nicht mehr fit genug sein, um sich noch so etwas wie einen Freundeskreis aufzubauen)
Fazit: Alt werden ist scheiße.
Man muss ausprobieren. Vom nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts.
Vorgestern klingelte das Telefon, und mein Schwiegervater war dran. Er hatte aufgeschnappt, dass in einem (ein wenig zweckentfremdeten, ich will hier aber jetzt nicht so ins Detail gehen) Kloster in der Nähe jemand gesucht wird, Küchenhilfe oder Putzkraft oder irgendwas, das wusste er jetzt auch nicht so genau, und ich sollte einfach mal vorbeischauen. In einem (wie ich fand) supernetten Gespräch stellte sich heraus, dass die dort drei Leute haben, die geringfügig beschäftigt sind, und dass sie nun alsbald nach langjähriger Betriebszugehörigkeit alle aufhören werden - zufällig, altersbedingt. Es gilt also, ein neues Team zusammenzustellen, das auch entsprechend wieder zusammenwächst. Na...einiges kann ich sicher gut, aber man dürfte mich jetzt nicht einfach alleine in eine Großküche stellen, damit ich mal eben 60-100 Gäste verköstige, das müsste ich schon erst mal lernen, vor allem ein Gefühl für die Mengen und Arbeitszeiten bekommen. Aber ich stelle es mir sehr spannend vor, und es klingt auch insgesamt sehr abwechslungsreich. Rasenmähen wäre als Teil des Jobs auch zu vergeben, aber ich glaube, Herr Sprudel killt mich, wenn er hört, dass ich Rasenmäherbulldog fahren darf, und er nicht. Vielleicht gibt es ja eine Lösung, bei der er als Mini-Minijobber nur den Rasen mäht? Der hätte dabei jedenfalls die Gaudi seines Lebens.
Seltsam war, dass ich mich vor dem Gespräch gar nicht aufgeregt gefühlt habe, und währenddessen auch nicht...ich mein, es hängt ja nicht mein Leben, meine Zukunft davon ab, ob ich den Job bekomme. Aber hinterher, abends, hatte ich irgendwie noch eine Menge zu verarbeiten. Bin geistig immer wieder durch die Gänge des Klosters gewandert, habe versucht, mir die Laufwege einzuprägen, und mental schon den "Putzwagen" bestückt und die Vorgehensweise geplant - raumweise oder aufgabenweise, was wäre wohl effizienter? ...eigentlich total bescheuert, aber hing wohl damit zusammen, dass ich den Job wirklich gern machen würde, nicht mal wegen des Geldes, sondern wegen der Herausforderung. Allerdings hatte ich zunächst das Gefühl, die Begeisterung sei einseitig. Nach einem langen Gespräch zu sagen "Dann schicken Sie mal Bewerbungsunterlagen" ist meiner Erfahrung nach eher ein Signal, dass man sich im Prinzip schon gegen dich entschieden hat, dir das aber nicht so gern direkt sagen möchte. Na, da hatte ich mich aber glücklicherweise getäuscht, denn vorhin kam der Anruf, ich könne schon morgen zum Probearbeiten kommen. Wow! Ich hoffe, ich krieg das hin, denn das ist ja noch mal eine ganz andere Hausnummer, als ein Ladengeschäft oder ein Handwerksbetrieb...das geht mehr so in Richtung Hotel, aber die Damen, die jetzt dort tätig sind, haben sehr gute Arbeit geleistet, soweit ich das beurteilen kann, das heißt, es gibt keine nennenswerten Altlasten, mit denen man sich rumplagen müsste. Spricht auch dafür, dass die Zeitvorgaben in Ordnung sind, denn Altlasten türmen sich bei sowas ja meistens nur dann auf, wenn die MA pfuschen müssen, weil sie es anders nicht schaffen können (oder weil das Betriebsklima schlecht ist, und keiner Bock hat, auch nur einen Handschlag mehr als das Minimum zu machen).
Auf jeden Fall liegt dieser Ort wunderschön, ich fahre da ja öfters vorbei, und es sieht zu jeder Jahreszeit märchenhaft aus, wie ne kitschige Postkarte. Hätte nie gedacht, dass ich da jemals arbeiten würde, auch wenn es jetzt erstmal nur probearbeiten ist...verrückt...aber...ihr kennt mich, ich steh auf solche unverhofften Gelegenheiten. Zumindest kann man hinterher sagen: "been there, tried that"
Man muss ausprobieren. Vom nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts.
Liebe Sprudel, ich denke morgen an dich und drücke für dich die Daumen. Wenn du dich so darauf freust, muss es einfach etwas werden! Wer, wenn nicht du, soll denn so eine Stelle wuppen können? Viel Glück!
Liebe Grüße von Polly,
die meint: Getan, ist besser als perfekt!
Nichts verändert sich, bis man sich selbst verändert. Dann plötzlich verändert sich ALLES.
Für heute wünsche ich Dir viel Glück! Also bei einer Wahlmöglichkeit (Küchentätigkeit oder Putzen) wäre mein Favorit eindeutig die Küche, aber bitte ohne lästiges Abspülen....
Erstmal, die Jungs haben jetzt noch bis zum 13. Ferien.
Das Probearbeiten ist ganz gut verlaufen, denke ich. Mir hat die Arbeit Spaß gemacht, es war abwechslungsreich und nicht zu anstrengend, auch wenns zwischendurch mal einige hektische Minuten gab - aber hey...das ist wirklich gut auszuhalten. Zwiespältig bin ich tatsächlich nur über die organisatorische Machbarkeit. Ich habe immer noch keine klare Definition des Arbeitsplatzes, an dem ich eingesetzt werden soll (anzunehmen, weil sie das selbst noch nicht entschieden haben?), und die Dame, die ich dann schrittchenweise ersetzen soll, arbeitet dort in Teilzeit und kümmert sich um drei große Bereiche (Hotel, Abendküche und Garten). Bei mir war bisher immer die Rede von Aushilfskraft, also 450 Euro Basis. Nachdem ich nun den Umfang gesehen habe, ist mir klar: Es ist vollkommen illusorisch, dass ich diese drei Bereiche auf 450 Euro Basis abdecken kann, egal wie schnell oder prozessoptimiert ich arbeiten würde. Ich müsste mich also für einen Bereich entscheiden (oder vielmehr: die müssten entscheiden, wo sie mich einsetzen), oder es gibt mehrere Aushilfen, die das mehr oder weniger flexibel unter sich aufteilen - oder ich müsste ebenfalls in Teilzeit anfangen. Meine Befürchtung ist, dass sie mir genau das vorschlagen werden. Und da ist der Haken, das würde mir absolut gar nichts bringen. Ich hätte keine Sorge, dass ich dann den eigenen Haushalt vernachlässigen würde, oder dass mir das zuviel würde - aber wenn ich Teilzeit arbeite, müsste ich auf jeden Fall für die Kinder eine Betreuung organisieren. Technisch möglich, aber mit Kosten verbunden, und die würden sicher nicht gering ausfallen, da für den Großen eine Hausaufgabenbetreuung mit inbegriffen sein müsste, und für beide eine Mittagsmahlzeit, und ab nächstem Jahr dann auch noch für den Kleinen eine Hausaufgabenbetreuung. Da sind wir schnell bei einigen hundert Euro zusätzlich. Rechnet man dann die Fahrtkosten, die Betreuungskosten und Lohnsteuerklasse V, dann bleibt da sehr wahrscheinlich nur unwesentlich mehr hängen wie für eine 450-Euro-Stelle (wenn überhaupt) - aber dafür müsste ich ca. das Doppelte leisten. Damit es sich lohnen würde, auf Klasse IV/IV umzustellen, müsste ich ähnlich gut verdienen wie mein Mann, was absolut utopisch ist. Das heißt, ich ginge im Grunde nicht nur für "nix" arbeiten, sondern schöbe auch noch die Kids dafür ab. Lange Rede, kurzer Sinn, für mich käme nur eine 450-Euro-Stelle in Frage, und ob das mit der Vorstellung meiner potenziellen AG konform geht, weiß ich nicht. Wenn die jemanden für Teilzeit finden, der alles übernehmen würde, wäre ihnen das sicher lieber. Sehr elegant (und für uns auch ziemlich lukrativ) wäre allerdings, wenn Herr Sprudel und ich beide dort auf 450-Euro-Basis anfangen könnten - ich im Hotelbereich, er im Garten, und für die Küche müssten sie halt noch jemanden finden. Die Version werde ich jedenfalls vorschlagen. Ich bin heute noch einmal zum Probearbeiten einbestellt worden, diesmal der andere Aufgabenbereich: Hotelzimmer reinigen. Kurzum, es ist noch alles offen, von deren Seite wie von meiner. Ich bin nur wirklich froh, dass nichts von der Entscheidung abhängt. Das Zubrot wäre ein very-nice-to-have, ist aber zum Glück kein must.
Man muss ausprobieren. Vom nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts.
Das zweite Probearbeiten fand doch wieder in der Küche statt. Was eigentlich auch logisch war. Trotzdem wurde am Vortag vom Putzen gesprochen, da bin ich mir sicher, denn ich habe mich noch gewundert, weil das von den Zeiten her gar nicht gepasst hätte, nur dachte ich mir dann: Was weiß denn ich, wie die das organisieren. Jetzt soll ich noch mal am Mo oder Di zum Putzen mitkommen. Ich werde weiter berichten. Aber im Moment bin ich skeptisch, ob das das Richtige ist. Und Mann und beste Freundin teilen meine Skepsis nach den bisherigen Aussagen, Aufgaben und - nicht vorhandenen - klaren Ansagen, wie das in Zukunft ablaufen soll.
Man muss ausprobieren. Vom nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts.
Liebe Sprudel, ich wünsche Dir von Herzen, dass sich die 'richtige' Entscheidung ohne Zweifel finden wird! Zum Glück kommt es sowieso so wie es soll und meist weiß man eh' erst später wozu alles gut war
Also, ich hab den Job bekommen, und zwar in der Form, die für mich am besten geeignet ist. Mir hätte die Küche Spaß gemacht, mehr sogar als das Putzen, was ich jetzt angenommen habe, aber der Haken daran ist, dass es einfach nicht flexibel ist. Ich muss dann abends verfügbar sein, und das belastet unsere Familie zu sehr. Den Putzjob kann ich mir aussuchen, vor- oder nachmittags (oder beides), ich muss nur zu einem bestimmten Termin dann fertig sein.
Ich hab allerdings gleich gesagt, dass ich gerne organisatorisch und von der Verwendung der Reinigungsutensilien und Putzmittel her gern ein paar Dinge verändern würde, wenn es genehm ist. Die Chefin schien davon sehr angetan. Sie war diskret, aber sie konnte mMn nicht ganz verbergen, dass sie mit einigem auch nicht einverstanden ist, oder es als unnötig umständlich ansieht, wie es bisher gemacht wird, so durch die Blume angedeutet eben.
Meine persönliche Meinung, und auch durchaus mein persönlicher Anspruch an meine Arbeit sieht so aus, dass ich so nicht putzen möchte, wie ich es heute gezeigt bekommen habe, weil ich dann kein zufriedenes Gefühl (von Sauberkeit) dabei hätte. Mal ganz davon abgesehen, dass ich bei der Umständlichkeit durchdrehen würde, besonders die Laufwege sind der absolute Horror. Aber das kann ich wohl tatsächlich sehr frei gestalten. Wenn ich jetzt gesagt bekommen hätte, ich soll es wirklich ganz genauso machen, dann muss ich gestehen - ich hätte abgelehnt.
Der Stundenlohn ist jedenfalls in Ordnung, und man wird sehen, ob ich im Lauf der Zeit noch irgendwo einspringe, oder noch irgendwas fest mit übernehme - je nachdem, wie es sich mit den Stunden ausgeht, denn ich habe heute auf jeden Fall klar gesagt, dass ich keine Teilzeit machen kann, weil es sich für mich einfach nicht lohnt. Die Chefin hatte dafür vollstes Verständnis, auch wenn sie dadurch weiterhin das große ungelöste Problem haben, wer dann in Zukunft die Küche übernimmt. Nur...dafür kann ich nichts. Ich kann nur das arbeiten, was meine Zeit und Familie zulassen, und was von den Stunden her nicht über den Minijob hinausgeht. Ab Oktober gehts los, wobei ich wohl auch jetzt im September schon 1-2x hinfahren werde, da im Oktober eine große Veranstaltung ist, vor der die Fenster geputzt werden sollen. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt! Auf jeden Fall ist es ein willkommenes Zubrot und auch durchaus eine nette Abwechslung
Man muss ausprobieren. Vom nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts.
Boah, Sprudel, ich gratuliere!! Da können die aber froh sein, dass sie eine so kompetente Mitarbeiterin bekommen!! Und die Lage des ehemaligen Klosters stelle ich mir auch sehr schön vor, wie Du es beschrieben hast. Ist vielleicht ein Kraft-Ort.?